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Nachrichtenforum: Aktionen und Projekte · von Jürgen Raap · S. 331
Nachrichtenforum: Aktionen und Projekte ,

Aktionen und Projekte

 

Ostrale 2019 im Dresdner Stadtraum

Die Dresdner Ostrale-Biennale kämpft mit Raum-Schwierigkeiten, weil der bisherige Veranstaltungsort, das Ostra-Gehege mit den alten Schlachthofanlagen, völlig marode ist. Damit die Veranstaltung dennoch im Sommer 2019 im Stadtgebiet von Dresden ausgerichtet werden kann, stellen als solidarische Geste mehrere Institutionen ihre Räume zur Verfügung. Neben Räumen in der kommunalen Messe, dem Goethe-Institut, dem Ausländerrat, im „Raskolnikow“, im Projekttheater, in der Feuerwache Loschwitz und in der TMA Akademie Hellerau bespielt die Ostrale auch Freiflächen im Stadtraum, etwa am Dresdener Hauptbahnhof. Die Eröffnung und die Hauptausstellung finden in der Messe statt. Kuratoren der Ostrale 2019 sind Syowia Kyambi, Antka Hofmann, Andrea Hilger, Teesa Bahana, Drorit Gur Arie Toni Sant, Yik Chow sowie Martin Müller.
www.ostrale.de

Anders hören:  Die Abramovic-Methode in der Alten Oper in Frankfurt

Vom 17. bis zum 24. März 2019 entwickelt Marina Abramović ein Musikprojekt für die Alte Oper Frankfurt. In ihren Performances geht es immer um „die Möglichkeiten von Körper und Geist“ und um das Ausloten von persönlichen wie gemeinschaftlichen Verbindungen. Daran knüpft auch ihre Abramović-Methode für Musik an, die sie erstmals 2015 in New York bei einer Aufführung von Bachs Goldberg-Variationen als Gemeinschaftserlebnis durchführte. In Frankfurt / Main entwickelt sie diese Methode nun zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Lynsey Peisinger weiter, als ein Erlebnis von „gemeinschaftlicher Erfahrung von Achtsamkeit.“ Für Marina Abramović war ihr Körper immer Thema und Medium ihres künstlerischen Schaffens zugleich. Als Abramović-Methode definiert sie ein gemeinschaftliches, zum Mitmachen aufforderndes Ereignis, das Menschen durch eine gemeinsame Erfahrung mit sich selbst und untereinander verbindet. Innerhalb eines niemanden ausschließenden und nicht-hierarchischen Raums nimmt das Publikum an einer Anzahl von Übungen teil. Zu diesen Übungen gehört etwa das Zählen von Reiskörnern, das lange einer anderen Person in die Augen Schauen, das Gehen in Zeitlupe, das Sehen von Farben oder das Wahrnehmen des Raums mit verbundenen Augen. Jeder Teilnehmer kann selbst entscheiden, welche Übungen er macht und wie lange er in einer Übung verharrt …“
www.alteoper.de

München: Kino der Kunst

In Kooperation mit dem Filmmuseum München steht die „Filmreihe zum Zwischenspiel 18 / 19“ des „KINO DER KUNST“ im Frühjahr 2019 unter dem Motto „Traumzeit im Künstlerkino“. Bis zum 27. Februar 2019 sind im Filmmuseum Filme vom britischen Street Artist Banksy, vom Surrealisten Salvador Dalí, filmenden Medienkünstlern wie Matthias Müller, Christoph Girardet und Rä di Martino, der Bildhauerin Rebecca Horn, der Dokumentarfilmerin Agnès Varda und den Performern Gilbert & George zu sehen. Es folgen am 21. März 2019 und am 9. April 2019 Artist Talks mit Bjørn Melhus und Anne Imhof. Das Hauptfestival KINO DER KUNST ist für den 30. April bis 5. Mai 2019 angekündigt.
www.kinoderkunst.de

Berlin: Wandmalerei im Bilderkeller

Bis zum 27. Februar 2019 zeigt die Akademie der Künste in Berlin in ihrem Akademiegebäude am Pariser Platz im ehemaligen Heizungskeller, der heute als „Bilderkeller“ dient, Wandmalereien von Manfred Böttcher, Harald Metzkes, Ernst Schroeder und Horst Zickelbein. Sie entstanden 1957 und 1958 als Dekorationen für Karnevalsfeste und stellen damit neben den Ausstellungssäle „der einzige originale Rest des historischen Gebäudes. 1989 erstmals fotografiert, publiziert und seitdem behutsam konserviert, können sie nun nach fast dreißig Jahren erstmals besichtigt werden. Zu sehen sind einmalige Zeugnisse einer jungen Opposition in der Ostberliner Malerei, deren einstiges Konfliktpotential sich heute noch erahnen lässt … In den Wandbildern wird deutlich, dass es der Generation der um 1930 geborenen Meisterschüler um einen anderen als den von Staatsseite geforderten Realismus ging. Sie hatten wesentlichen Anteil an der Ausbildung der sogenannten Berliner Schule, ihre ,Schwarzen Bilder‘ wurden von der offiziellen Kunstkritik als unzeitgemäß, dekadent und formalistisch diffamiert. Der von außen empfundene Druck ließ die Künstler nur noch enger zusammenrücken und in ihren Bildern aufeinander reagieren. Im Freiraum der Faschingsgestaltung in der Akademie entlud sich die Experimentierlust. Hier tobte sich aus, was in Ausstellungen nicht gezeigt werden durfte …“
www.adk.de/bilderkeller

Müncter: Tanzperformance zum Bauhaus-Jubiläum

Am 9. und 10. März 2019 führen Isaac Spencer und Matthias Markstein im Rahmen der Ausstellung „Bauhaus und Amerika“ im LWL-Museum Münster noch einmal ihrer Tanzperformance „Mesh“ auf. Sie widmen ihrem Auftritt dem Thema „Stofflichkeit und Textur. An zwei Orten im Foyer loten die beiden Tänzer den Raum auf unterschiedliche Weise aus. Im Dialog mit Stoffbahnen spielen sie mit Gewicht und Widerstand und formen den Raum nicht nur durch den eigenen Körper. In ständiger Verhandlung mit dem Material entwickelt sich die Bewegung im offenen Prozess. Die Vermessung und das Ausloten der Proportionen, der räumlichen Flächen und des eigenen Körpers, aber auch der Distanz oder Nähe zum Betrachter sind dabei die zentralen Ansätze.“
www.bauhaus100.de

Archiv Herzogenrath eröffnet

Unlängst wurde das Wulf-Herzogenrath-Archiv im Archiv der Akademie der Künste Berlin eröffnet. Die Schenkung des Museumsmannes und Kurators umfasst Materialien insbesondere zu Nam June Paik – Briefe, Fotos, Zeichnungen, Entwürfe zu Installationen etc. und hat damit den Charakter einer einzigartigen Studiensammlung. In den 1970er Jahren war Herzogenrath einer der ersten Kunstvermittler, der – als damaliger Direktor des Kölnischen Kunstvereins – Videokunst in einem institutionellen Rahmen zeigte. Dass Herzogenrath ein Faible für dieses Medium entwickelte, ist einem Zufall zu verdanken: als er nach seiner Promotion am Essener Folkwangmuseum arbeitete, erhielt dieses 1971 ein Videostudio als Geschenk. Herzogenraths „Auseinandersetzung mit dem Medium führte ihn schnell zu Gerry Schum und dessen Fernsehgalerie“ (AudioarchivKunst); im Kölnischen Kunstverein zeigte er dann in der Ausstellung „Projekt 74“ neben Videoinstallationen von Nam June Paik, Peter Campus und Dan Graham Bänder von „95 Künstlern aus USA und Europa“; Ulrike Rosenbach und Vito Acconci schufen dazu eigene Videos. Bei der documenta 6 im Jahre 1977 kuratierte Wulf Herzogenrath eine eigene Abteilung für Videokunst.
www.adk.de

Hannover: Passagen-Übergänge des Lebens

Die Ausstellung „Passagen-Übergänge des Lebens“ vom 10. März bis zu 21. April 2019 in der Markuskirche von Hannover „fokussiert eine Gegenüberstellung des Altargemäldes der Markuskirche von 1906 (eine Auferstehungsszene) mit zwei Videoarbeiten von Bill Viola: The Passing (1991) und Study for Ermergence (2002). „Das frisch restaurierte Altargemälde von Oscar Wichtendahl wird das erste Mal nach langer Zeit zu sehen sein, und zwar innerhalb einer Rekonstruktion des über sieben Meter hohen Originalaltars von 1906. Diese temporäre Rauminstallation des kircheneigenen Kunstinventars wird zwei zeitgenössischen Videoarbeiten des kalifornischen Videokünstlers Bill Viola gegenübergestellt.“
www.apostel-und-markus.de

Eisblock-Skulptur

Im Österreichischen Skulpturenpark südlich von Graz wurde ein Eisblock in der Größe von einem Quadratmeter in eine Holzkiste verpackt und in ein vorbereitetes Erdloch versenkt. Die Aktion ist Teil des Artist-in-Residence-Projekt des in Wien lebenden Künstlers Jun Yang. Er beschäftigt sich in seinem Werk „mit dem Transfer kultureller Errungenschaften und dem Thema Mythenbildung … Ausgehend vom Mythos, dass Marco Polo von seinen Reisen nach China das Wissen um die Herstellung von Speiseeis und dessen Erhaltung bis in den Sommer hinein nach Europa mitgebracht habe, stellt der Künstler diese überlieferte Methode nach“ („Das Eis des Kaisers von China“). „Parallel dazu zeigt das Kunsthaus Graz ab dem 14. Februar eine Einzelausstellung Jun Yangs. www.museum-joanneum.at

Steirischer Herbst: Internationale Präsenz

Eine internationale Präsenz von Werken, die in Graz während des „Steirischen Herbstes“ 2018 entstanden, meldet die Festivalleitung: 2019 erlangen einige der Beiträge erneut Aufmerksamkeit. Während des letztjährigen Steirischen Herbstes fanden öffentliche Dreharbeiten des amerikanischen Performance-Kollektivs „Nature Theater of Oklahoma“ zu einer freien filmischen Adaption des Romans „Die Kinder der Toten“ von Elfriede Jelinek statt. Die Weltpremiere des Films war nun ein Beitrag zur diesjährigen Berlinale – Internationale Filmfestspiele Berlin in der Reihe „Berlinale Forum“. Für Irina Korinas Installation „Schnee von Gestern“ mit riesigen aufblasbaren Skulpturen, die die Beziehung zwischen Natur und Nationalismus ergründen, ist ein Ankauf durch das MHKA, Museum für Zeitgenössische Kunst Antwerpen für dessen ständige Sammlung angekündigt. Für seine Installation „Withdrawing Adolf Hitler from a Private Space“ der in Wien lebende japanische Künstler Yoshinori Niwa während des Steirischen Herbstes 2018 angeboten, „unerwünschte oder kompromittierende Erinnerungsstücke aus der Zeit des Faschismus und Nationalsozialismus zu entsorgen. Die Menschen konnten sich auf anonyme Weise von diesen Objekten trennen, indem sie diese einfach in einen im Stadtzentrum aufgestellten Container warfen, wo sie gesammelt und später vernichtet wurden.“ Nun ist diese Installation 2019 im Museumsquartier Wien als Beitrag zur Gruppenausstellung Japan Unlimited zu sehen sein. Anlass dieser Ausstellung mit sozialkritischer Kunst ist das 150 jährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Japan. Der nächste Steirische Herbst wird vom 19. September bis zum 13. Oktober 2019 ausgerichtet.
www.steirischerherbst.at

Timm Ulrichs Skulptur in Einbeck

In Einbeck (Niedersachsen) wurde kürzlich eine Skulptur des Hannoveraner „Totalkünstlers“ Timm Ulrichs eingeweiht. Die Skulptur, eine durchgezogene rote Linie aus Edelstahl formt das Unendlichkeitszeichen, eine liegende Acht, und verwandelt sich dann in eine Null. Je nach Standort steht der Betrachter entweder dem Nichts oder der Unendlichkeit gegenüber. Eine in den Boden eingelassene Motorik hält die Skulptur in permanenter Bewegung und lässt mit 0,7 Umdrehungen pro Minute aus dem Nichts die Unendlichkeit und aus der Unendlichkeit das Nichts immer wieder von Neuem entstehen. Die Idee des etwa fünf Meter hohen und ebenso breiten Werkes ist, wie so oft bei Ulrichs, eine einfache wie höchst komplexe; und als Wiederkehr des immer Gleichen auch philosophisch … .“

Dau in Paris

„Dau“ ist ein Film des russischen Regisseurs Ilya Khrzhanovsky (2018), der von einem sowjetischen Physiker und der Stalinzeit handelt. Daran schloss sich das Kunstprojekt „DAU Freiheit“ an, das Khrzhanovsky zusammen mit den Berliner Festspielen in der deutschen Hauptstadt inszenieren wollte, inklusive eines Nachbaus der Berliner Mauer, doch dafür gab es keine Genehmigung seitens der Behörden. Die Unterlagen zu den Anträgen seien zu spät eingereicht worden, so hieß es, und es gab massive Bedenken in Sachen Brandschutz und Verkehrssicherheit. In abgewandelter und verkleinerter Form inszenierte Khrzhanovsky „Dau“ mit dem Untertitel „Gleichheit“ in Paris. Dafür standen ihm einige Gänge und der Verwaltungstrakt des Théâtre du Châtelet zur Verfügung, das derzeit grundlegend saniert wird. In jenen Bereichen, die nun den Besuchern der Kunstaktion zugänglich sind, hat der Regisseur als Visualisierung der Atmosphäre der Stalin-Ära die Wände rot anstreichen lassen. In kleinen Filmkabinen mit silbernen Vorhängen waren Ausschnitte aus dem Film zu sehen.
www.dau.com

Performing RomArchive

Mit einem Eröffnungsfestival „Performing RomArchive“ in den Räumen der Akademie der Künste in Berlin wurde soeben das RomArchive, das digitale Archiv der Sinti und Roma, „sichtbar“ und damit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. „Rom-Archive schafft durch von Roma und Sinti selbst erzählte Gegengeschichten eine im Internet international zugängliche, verlässliche Wissensquelle, die Stereotypen und Vorurteilen mit Fakten begegnet …“ Ein 14-köpfiges kuratorisches Team wählte exemplarisch „künstlerische Beiträge für die Archivbereiche Bildende Kunst, Film, Literatur, Musik, Tanz, Theater und Drama und den interdisziplinären Bereich Flamenco aus, darüber hinaus Material zur Bilderpolitik, Selbstzeugnisse im Zusammenhang mit der Verfolgung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus sowie wissenschaftliches Material zur Bürgerrechtsbewegung. Die am Projekt Beteiligten – mit den verschiedenen Arbeitsgruppen etwa 150 Akteure aus 15 Ländern europaweit und darüber hinaus – bilden ein weltweites Netzwerk …“, das dieses Archiv „zum derzeit größten Kulturprojekt von, für und mit Sinti und Roma“ macht, „bei dem die ,Romani Leadership‘ konsequent umgesetzt wird: In allen entscheidenden Positionen gestalten Roma und Sinti das Archiv. Die Kerngruppe des Projekts umfasst etwa 40 Personen, die sich regelmäßig zum inhaltlichen Austausch treffen …“
www.adk.de

Villa Romana-Ausstellung

Bis zum 22. März 2019 stellt das Künstlerhaus Villa Romana in Florenz die diesjährigen Preisträger vor, die dort einen zehnmonatigen Stipendienaufenthalt verbringen. In der Ausstellung ist das Gemeinschaftsprojekt „KAYA“ von Kerstin Brätsch und Debo Eilers als „kumulatives“ Vorhaben vertreten, bei dem jede „neue Manifestation … auf allen vorhergehenden Ausführungen der Kollaboration aufgebaut“ ist. Marcela Moraga arbeitet „mit Performances, Video und Installationen über die Ordnung von und die Bewegung in öffentlichen Räumen sowie das Verhältnis von Kultur und Natur.“ Der Soundkünstler und Komponist Christian Naujoks nimmt eine Anpassung von „Prototypen“ vor, indem er sie „in neue Zusammenhänge bringt, seien es solche der ernsten Musik oder des Pop, der Modernisten oder Romantiker.“ Rajkamal Kahlon „zitiert und überzeichnet historische Druckgrafiken aus der kolonialen Propaganda, Ethnografie und Rassenkunde. Mittels Freistellungen, Vergrößerungen und zusätzlicher Details seziert sie deren einst illustrative Funktion und rehabilitiert so Körper, Geschichten und Kulturen, die vergewaltigt oder ausgelöscht wurden.“
www.villaromana.org