Düsseldorf
Banu Cennetoğlu
Kunstsammlung NRW, K21 06.07.– 10.11.2019
von Uta M. Reindl
70 Sammelmappen mit lokalen und nationalen Tageszeitungen, oft auch samt Bezirksausgaben, entfalten sich auf schlanken Tischen vor dem Betrachter in den langen Sälen der Bel Etage von K21. Es darf sogar darin geblättert werden, in dem beeindruckenden Print-Display von Banu Cennetoğlu (* 1970, Ankara). Vom 20. August 2010 sind etwa die türkischen Tageszeitungen, vom 14. Januar 2011 die schweizerischen, vom 4. September 2014 die britischen oder vom 11. August 2015 jene aus der bundesdeutschen Tagespresse. Das kollektive Gedächtnis will die türkische Konzeptkünstlerin mit der Akkumulation von Zeitungen ansprechen, die sie, so der Saaltext, archiviert habe. Cennetoğlu lebt und arbeitet in Istanbul, sie betreibt dort, das sei an dieser Stelle betont, im Zentrum den Projektraum BAS, den sie als Archiv für Kunstpublikationen sowie einschlägige Veröffentlichungen begreift und in dem sie auch ausstellt. Eine absolut wichtige Institution in dem auch kulturpolitisch gerne ausgebremsten Land. Doch welche Erkenntnis möchte die aus der letzten Documenta (2017), der Manifesta 8 (2010) sowie der 53. Venedig Biennale (2009) bekannte Künstlerin dem Kunstliebhaber in K21 mitgeben? Um welche ästhetische Erfahrung geht es ihr mit der selbst den geübtesten Kunstgenießer fordernden Informationsmasse?
Im nächsten Saal der Bel Etage führt Cennetoğlu den Bewusstseinsstrom aus bewegten Bildern vor: Über acht Monate lang hat sie aus ihren diversen elektronischen Medien den Pool mit politischen, privaten und beruflichen Videoszenen, Fotografien, Soundfragmenten aus den Jahren von 2006 bis 2018 angelegt und daraus einen Film montiert, der rund 127 Stunden dauert, und dessen assoziative Szenenmontage…