Düsseldorf
Martin Parr
Retrospektive
NRW-Forum Düsseldorf 19.07. – 10.11.2019
von Helga Meister
Martin Parr ist ein Alleskönner in der Fotografie, als Fotograf, Fotokünstler, Fotografieprofessor, Kurator und Sammler von Dingen, die mit der Kamerakunst in Zusammenhang stehen. Inzwischen hat der Brite (Jg. 1952) über hundert Bücher mit eigenen Sujets herausgebracht und zusätzlich 30 Fotobücher ediert. Allein in diesem Jahr kommen vier Bücher auf den Markt, von Guccis Männer-Kollektion bis zu Versailles. Er ist nicht nur Mitglied von Magnum Photos, sondern war von 2013 bis 2017 auch Präsident. Sein Ausstoß an neuen Serien ist erstaunlich. Doch er ist nicht nur fleißig, sondern hat auch einen wunderbaren, britischen Humor. Dennoch überrascht er diesmal mit einer Serie, die man ihm in dieser Form nicht zugetraut hat, mit einer klassischen Porträt serie über Kleingärtner. Ohne Faxen. Ganz neutral. Mit einer Präzision, die der des August Sander nicht unähnlich ist, wenn man von den technischen Raffinessen in der Fotokunst der Gegenwart einmal absieht.
Doch beginnen wir von vorn. Ralph Goertz aus Düsseldorf, Leiter des Instituts für Kunstdokumentation (IKS), ist Gastkurator im NRW-Forum, wo er bereits Ausstellungen von Joel Meyerowitz und Lindbergh / Winogrand herausgebracht hat. In den 1990er Jahren hielt er Parrs Erstausgabe von „The Last Resort“ in Händen, eine Serie skurriler Szenen aus New Brighton. Goertz war begeistert, denn er fühlte sich an die amerikanische Straßenfotografie von Garry Winogrand und William Eggleston erinnert. Vor vier Jahren schrieb er Parr wegen eines Films an, den er mit ihm drehen wollte, und lernte ihn persönlich kennen. Der Funke sprang über, denn…