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Ausstellungen: Bonn · von Reinhard Ermen · S. 257 - 259
Ausstellungen: Bonn ,

Bonn
Nanne Meyer

Gute Gründe
Kunstmuseum Bonn 27.06.– 06.10.2019

von Reinhard Ermen

Im Hauptberuf ist sie Zeichnerin und das seit 40 Jahren. Als Nanne Meyer (* 1953 Hamburg) sich dafür entschied, galt die Zeichnung noch als eine Art Vorschule zum Eigentlichen, als Kunstübung, die mehr oder weniger am Rande des Betriebs stattfindet. Längst hat sich das geändert, als Medium eines wachen Weltverstehens hat sie sich einen sicheren Platz in der Wahrnehmung erobert, auch wenn sie nach wie vor auf eine eher konzentrierte Rezeption angewiesen ist. Mitgearbeitet an diesem Bedeutungswandel haben Figuren wie Nanne Meyer, die unermüdlich, ja fast schon stur an ihre besondere Kunst geglaubt und dem darin wohnenden Möglichkeitssinn mit immer neuen Entwürfen zugearbeitet haben. Die von Volker Adolphs kuratierte Retrospektive führt das ganz entschieden vor Augen.

Gesehenes und Gefundenes motivieren sie in gleicher Weise, wobei die Grenzen fließend sind, denn was sie sieht, ist immer auch ein Fund, aber eine Sache über die sie solchermaßen stolpert, will gesehen sein; in der endgültigen Zeichnung geschieht dann in der Regel etwas drittes, die Aneignung in Form einer subversiven Neuerfindung, unter der das Ursprüngliche freilich durchscheint. So geschehen in den Zwölf Zimmer(n) von 1988, wo Vorlagen von Räumen, in denen berühmte Menschen gelebt haben oder verblichen sind, sie (NM) zu einer rigorosen Entrümplung auffordern. Meyers Nachzeichnungen lassen einen großen Teil des Mobiliars weg, es entstehen weiße Flecken in den vormaligen Horror Vacui Szenarien, Einzelteile verselbständigen sich, der Geist des ehemaligen Ambientes lebt weiter als surreale Phantasie, in Goethes Esszimmer oder im Sterbezimmer des Duke of…

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