Helga Paris
Es ist alles gesagt!
Ein Gespräch mit Oliver Zybok
Helga Paris, in Gollnow (Pommern) geboren, kam mit achtzehn Jahren 1956 nach Berlin, um dort Modegestaltung zu studieren. Hier entwickelte sich allmählich ein größeres Interesse für die Kunst. Ab Mitte der 1960er Jahre eignete sie sich die Grundlagen der Fotografie autodidaktisch an, um dann schließlich häufig in Serien Menschen in ihrer Umgebung oder urbane Situationen zu fotografieren. Sie avancierte zu einer Chronistin ihrer Zeit mit einem Interesse an sozialen Milieus. Viele Serien entstanden auf Reisen, zum Beispiel nach Bulgarien, Italien, Rumänien, Russland oder Polen. 1971 begleitete Helga Paris die Inszenierung des Theatermärchens König Hirsch (1762) von Carlo Gozzi an der Volksbühne in Berlin fotografisch. Seit 2011 ist sie nicht mehr als Fotografin tätig, da sie nach eigener Auffassung, ihre Arbeit als beendet betrachtet.
Oliver Zybok: Fangen wir einfach an. Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?
Helga Paris: Ich bin ja Autodidaktin, habe kein Studium in der Fotografie absolviert. Ursprünglich war ich von 1956 bis 1960 Studentin der Modegestaltung an der Ingenieurschule für Bekleidungsindustrie in Berlin und danach als Assistentin in einem Bekleidungsbetrieb in Wittenberge, im Nordwesten von Berlin. So um 1960 habe ich eine doppeläugige 6 × 6-Flexarett-Kamera gekauft – ein tschechisches Fabrikat, das der Rolleiflex 6 × 6 sehr ähnlich ist, und lediglich für den privaten Gebrauch fotografiert. Bis ich nach meiner Schulzeit von Zossen nach Berlin kam, war ich mit der Kunst kaum in Berührung gekommen. Während meines Studiums begann ich mich dann vor allem für den Film…