Relektüren
Folge 54
Rainer Metzger
Drei Dinge gilt es für den Feldforscher zu beherzigen. Erstens sollte er für längere Zeit, mindestens ein Jahr, vor Ort sein. Zweitens sollte er sich darum bemühen, die Sprache der Einheimischen zu erlernen. Schließlich sollte er integriert sein in seiner Gastgesellschaft, so dass er eine eigenständige Rolle spielt. Daraus würde dann so etwas wie eine Theorie resultieren, mit der er seiner Disziplin, auf Deutsch Ethnologie, auf Englisch Anthropology genannt, zu einer Art Erkenntnisgewinn verhilft. Soweit das Lehrbuch (hier extrahiert von Frank Heidemanns Einführung in die Ethnologie, utb 2019). Man kann es auch vager formulieren: „Ein Bild von jemandem zu entwerfen, der dieser Beschäftigung (nämlich der Feldforschung, R. M.) nachging, war alles andere als eine selbstverständliche Sache. Das einzige, was mir dazu einfiel war die Vorstellung von einem Menschen, der ins Gebirge kraxelte, um ‚ethnologisch zu forschen‘, oder sich Notizen machte, nachdem er ‚ethnologisch geforscht‘ hatte. Offenbar war zur Beschreibung des Phänomens eine ziemlich weitgespannte Definition nötig, etwa nach dem Muster ‚Fremdsprachenerlernung im Ausland‘ .“ (S. 65)
Und so kam Nigel Barley unter die Dowayos. Es muss in den Siebzigern gewesen sein – über Jahreszahlen schweigt sich der 1947 geborene Autor aus –, als er sich nach Kamerun aufmachte, um dort ein Metier auszuüben, bei dem er die oben angeführten drei Dinge beherzigen wollte, aber nicht so genau wusste, wie das geht. Er begab sich nicht zu den „Flachland-“, sondern zu den „Berg-Dowayos“, denn die galten als „wild und schwierig, sie würden mir nichts verraten, sie seien Teufelsanbeter. Angesichts…