vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: München · von Jolanda Drexler · S. 288 - 291
Ausstellungen: München ,

München
FOTOGRAFIE HEUTE: Resistant Faces

Pinakothek der Moderne 27.11.2020–11.04.2021
von Jolanda Drexler

Auffassung, Ausführung und Zweck des menschlichen Bildnisses haben sich im digitalen Zeitalter radikal gewandelt. „Die digitale Gesellschaft produziert keine singulären Gesichtsbilder, die auf der Vorstellung eines vermeintlich autonomen Individuums beruhen, sondern vielmehr eine Vielzahl von flüchtigen Gesichtsoberflächen“, so konstatiert es Jana J. Haeckel, die Kuratorin von „Fotografie heute: Resistant Faces“. Es ist die dritte und letzte Ausstellung der 2016 von der vormaligen Sammlungsleiterin Inka Graeve Ingelmann (1960–2019) ins Leben gerufenen Reihe zur künstlerischen Fotografie im digitalen Zeitalter. Im Fokus stehen die “hybriden Erscheinungsformen des Porträts im Spannungsfeld von sozialen Medien, virtueller Realität und biometrischer Kontrolle“.

Die hier versammelten acht künstlerischen Positionen, die unterschied licher und eigenständiger kaum sein könnten, liefern „Gegenentwürfe zu den massenhaft zirkulierenden, algorithmisch-definierten Gesichtsoberflächen“ und deren vermeintlicher Objektivität. Dabei reagieren sie auf die „Immaterialität des digitalen (Körper-) Bildes“ ganz konkret mittels Collage, Print, Video, Zeichnung, Installation und Skulptur – im Sinne eines erweiterten Fotografiebegriffs. Ein kritischer Blick richtet sich auf die von nur wenigen kommerziellen Megakonzernen entwickelten Technologien, die in unserer von Big Data beherrschten Zeit die „Zivilgesellschaft mit neuen, subtil gesteuerten Formen von Vermarktung und Überwachung“ belasten.

Der Besucher findet in dem durch Videokabinen optimierten, großen Ausstellungsraum eine konzentrierte Ausstellung vor und kann nur darüber staunen, wie es gelingen konnte, so verschiedenartige und gleichermaßen differenzierte Positionen zusammenzuführen. Zudem sind diese erfreulicherweise mehrheitlich weiblich und großenteils noch kaum bekannt im Kunstbetrieb. Den programmatischen Auftakt bildet Lynn Hershman Leesons (geb. 1941) Werkreihe „Roberta Breitmore“ (1972–1979). Die als eine der einflussreichsten…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei