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Ausstellungen: München · von Heinz Schütz · S. 292 - 293
Ausstellungen: München ,

München
KAPWANI KIWANGA Plot

Haus der Kunst 09.10.2020–25.04.2021
von Heinz Schütz

Die klassische Konstellation der Kunstbetrachtung basiert auf einem Gegenüber: auf der einen Seite sind die Kunstobjekte positioniert, auf der anderen die vor Bildern stehenden oder Skulpturen umkreisenden KunstbetrachterInnen. In der großen Installation, die Kapwani Kiwanga im Haus der Kunst im monumentalen Mittelraum einrichtete, ist die klassische Kunst-Betrachter-Konstellation nur eine Möglichkeit. Mit drei fast bis zur Decke reichenden semi-transparenten, farbig besprühten Stoff„Wänden“ gliedert Kapwani den Raum in mehrere Bereiche, die sich optisch durchdringen. Die BetrachterInnen stehen hier der Kunst nicht nur gegenüber, sie bewegen sich in der Installation und werden damit auch zu einem Teil der Installation. Dabei wirkt ein Mechanismus, der schon früh und analytischpuristisch von Dan Graham eingesetzt wurde. Graham halbierte einen Raum mit einer Glasscheibe. Sie bewirkte, dass die AusstellungsbesucherInnen auf der eine Seite jeweils für die andere Seite ausgestellt wurden, jeder war damit AkteurIn und BetrachterIn in einem. Anders jedoch als bei Graham’s Reflexionen und Spiegelungen, bringt Kiwanga die Semantik des Materials, des Ortes und der Geschichte ins Spiel.

Das weiche, dünne Material Stoff definiert nun den von hartem rotem Marmor dominierten Raum. Neu gegliedert erscheint er jetzt unter der Perspektive des eingebrachten Materials, das sich mit seinen aufgespritzten, farbigen Lasuren am Außenraum, sprich: an dem hinter dem Haus der Kunst liegenden Englischen Garten, orientiert. In fast süßlich wirkenden Pastelltönen stehen die einzelnen Farbbahnen jeweils für die Farbatmosphäre einer Tageszeit, für den Morgen, den Mittag und den Abend. Auf diese Weise hereingeholt, wird die Natur artifiziell. Innerhalb der Stoffwände…

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