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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 264 - 265
Ausstellungen: London ,

London
Kent Chan

Future Tropics
Gasworks 25.02.2023 – 10.09.2023

von Edgar Schmitz

Es ist Anfang Juni in London und bei über 30° Hitze fallen zum ersten Mal wieder Wachsoldaten der britischen Regierung unter ihren Bärenfellmützen in der Sonne in Ohnmacht, während Kent Chans Ausstellung bei Gasworks über die Zukunft einer Welt spekuliert, in der die Tropen sich längst zum Ziel und Hintergrund einer neuen Zivilisationsform entwickelt haben.

In seiner Vision geht es um den Übergang von den alten Tropen, die als Kontrastfolie westlicher Moderne und ihres Kolonialismus fundierten, zu einer neuen Form der Tropikalität, die sich nach dem Klimakollaps über den gesamten Planeten ausgedehnt habe. Chan arbeitet mit diesem Motiv auf verschiedene Weisen. Schon seit längerem überheizt er immer wieder die von ihm bespielten Galerieräume zum jetzt schon tropisch feuchten Klimamodell. Mit Luftbefeuchtern und Heizanlagen kehrt er die Konvention der klimakontrollierten Bedingungen des Museums in ihr Gegenteil um. Mithilfe von Sensoren und automatisierten Abläufen werden diese Klimaeingriffe darüber hinaus einem chaotischen Rhythmus unterworfen, der mehr mit den katastrophalen Zeitrahmen des Klimakollapses korrespondiert als mit dem ehemals verlässlichen Wechsel der Jahreszeiten.

Im Rahmen und unter den Bedingungen dieser seit Jahren laufenden Warm Fronts (2021–…) Arbeiten präsentiert er für die Ausstellung bei Gasworks ein Vierkanalvideo, in dem Musikerinnen aus Brasilien, Kenia, Indien und Indonesien ihre musikalischen Sets präsentieren. Die Arbeit wurde während der Covid-19 Pandemie realisiert und speist sich aus der grundlegenden Infragestellung konventioneller Raum- und Zeitmuster unter den globalisierten Bedingungen örtlicher Isolieriung. Chan unterfüttert die Musikeinblendungen mit je einem Poster, das die Musikerinnen ankündigt, aber auf…

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