Kunst in der Kritik
Zum 52. Internationalen AICA Kongress
von Kerstin Stremmel
Siebzig Jahre nach Gründung der AICA (Association Internationale des Critiques d’Art) wurde ihr jährlich stattfindender Kongress in diesem Jahr unter Schirmherrschaft der deutschen UNESCO-Kommission von der deutschen Sektion ausgerichtet. Unter dem Titel „Kunstkritik in Zeiten von Populismen und Nationalismen“ gab es vom 1. bis 7. Oktober 2019 in Köln und Berlin ein ambitioniertes Programm, dessen Beiträger*innen die Rolle von Kunst und Kritik unter anderem auf ihre Relevanz für gesellschaftliche Entwicklungen hin untersucht haben.
Die politischen Dimensionen der Kunstkritik wurden bereits beim Pre-Kongress, der am 1. und 2. Oktober in Köln, dem Gründungsort der deutschen Sektion der AICA, thematisiert. Ging doch der im Museum Ludwig öffentlich verliehene „Prize for Distinguished Art Criticism“ an den Kunsthistoriker und Autor Walter Grasskamp, der dem Sammler Peter Ludwig einige der besten und einige der schlechtesten Erfahrungen in seiner Laufbahn verdankt. Die Pop Art Ausstellung von 1969 gewann den Preisträger für die zeitgenössische Kunst, in seiner Dankesrede, die der eloquenten Laudatio von Julia Voss folgte, wies Grasskamp aber auch auf die unverzeihliche Geschmacklosigkeit hin, zu der sich Peter Ludwig mit der versuchten Rehabilitierung des während der NS-Zeit erfolgreichen Arno Breker habe hinreißen lassen, indem er ihn mit Portraitbüsten von sich und seiner Frau beauftragte: Bei einer Begehung des Magazins ließ er auch das ästhetische Urteil fallen, dass diese Skulpturen aussähen, als seien sie „in Quark gemeißelt“. In einem Exkurs über Hans Haacke wies Grasskamp im Übrigen darauf hin, dass erst die Zensur, die eine Leerstelle in der…