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Ausstellungen: München · von Cornelia Gockel · S. 277 - 279
Ausstellungen: München ,

München
Max Beckmann / Omer Fast

Abfahrt
Pinakothek der Moderne 08.10.2020–10.01.2021

von Cornelia Gockel

Omer Fast scheint noch mitten im Aufbau seiner Ausstellung zu sein. Die Türen der großen Glasvitrinen sind geöffnet und einige Zeichnungen darin wie provisorisch mit Klebeband befestigt. Davor stehen halb geöffnete Kisten mit Verpackungsmaterial, aus denen rätselhafte Skulpturen herausragen. Neben einem Farbeimer liegt ein Handy, auf dem eine befremdliche Bilderfolge mit Löchern zu sehen ist: Höhlen, Hörner, Auspuffrohre, offene Münder. Sind wir hier noch richtig? „Ich wollte es den Besuchern nicht einfach machen,“ erklärt Omer Fast das Szenario des Unfertigen: „Man muss schon eine ganze Reihe Entscheidungen treffen, um hier weiterzukommen.“ Wer diese Hürde genommen hat, erlebt eine szenografische Installation mit Videos, Zeichnungen und Skulpturen, die der 1972 in Jerusalem geborene und in Berlin lebende Künstler für die Räume der Staatlichen Graphischen Sammlung in der Pinakothek der Moderne geschaffen hat.

Ausgangspunkt für das neue Ausstellungsprojekt war die Auseinandersetzung mit einem Selbstbildnis von Max Beckmann, das 1917 nach seinen traumatischen Erfahrungen im ersten Weltkrieg entstanden war. Beckmann hatte 1914 als freiwilliger Sanitätshelfer an der Ostfront gedient und war 1915 nach einem Nervenzusammenbruch aus dem Militärdienst ausgeschieden. Die skizzenhafte Tuschzeichnung zeigt einen gebrochenen Mann, der versucht innerlich Halt zu finden. „Sie berührt einen Zwischenbereich zwischen Traum und Trauma, das hat mich interessiert“, beschreibt Omer Fast die erste Begegnung mit dem Selbstbildnis.

Die kunsthistorisch bedeutende Zeichnung vom Max Beckmann ist ein Seismograph der damaligen Zeit. Michael Hering, der Direktor der Staatlichen Graphischen Sammlung, wollte diese wichtige Neuerwerbung jedoch stärker an die Gegenwart anbinden und…

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