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Nachrichtenforum · von Jürgen Raap · S. 12 - 39
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MUSEEN

Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit wurde das BAUHAUS MUSEUM DESSAU mit einem großen Festakt eröffnet. „Das Gebäude der Architekten addenda architects aus Barcelona ermöglicht es erstmals, die Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau umfassend zu präsentieren. Die Black Box im Obergeschoss bietet optimale Bedingungen für die Präsentation. Mit über 49.000 Objekten ist sie die zweitgrößte Sammlung zum Bauhaus weltweit. Der erste Ankauf wurde 1976 getätigt im Zuge der Wiedereröffnung des Bauhausgebäudes in der damaligen DDR als Wissenschaftlich-Kulturelles Zentrum. Seither kommen stetig neue Objekte hinzu. Vor allem Schülerarbeiten, Aufzeichnungen aus dem Unterricht, Entwürfe und Prototypen aus den Werkstätten prägen das Profil. Über 1.000 Exponate sind in der Ausstellung Versuchsstätte Bauhaus zu sehen. Sie erzählen die Geschichte der berühmten Schule und ihrer Studierenden: vom Alltag des Lernens und der Lehre zwischen freiem Entwurf und industriellem Prototyp, künstlerischem Experiment und wirtschaftlichem Druck, Ausbildungsstätte und Emanzipationsraum.“

Das NETZWERK IKT-INTERNATIONALE VEREINIGUNG DER KURATOREN FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST wurde 1973 vom Ausstellungsmacher und documenta-5-Leiter HARALD SZEEMANN gegründet. Es hat heute weltweit 700 Mitglieder, die im kuratorischen Bereich arbeiten. In jedem Jahr wird ein Kongress in einem anderen Land ausgerichtet; in diesem Jahr fand er in Miami statt. 2020 richten das Museum Marta Herford und die Kunsthalle Osnabrück gemeinsam den Kongress aus. Im Fokus wird dann vor allem die föderale Vielfalt der Kultur in Westfalen stehen, die die Teilnehmer an ausgewählte Orte in NRW und Niedersachsen führen wird.

1997 hat man im PARISER LOUVRE Räume nach der Mäzenatenfamilie SACKLER benannt. Die Unternehmerfamilie hatte dafür 10 Mill. Francs (heutiger Geldwert ca. 1,52 Mill. Euro) gespendet. Seit die Künstlerin Nan Goldin und andere Mitstreiter im Kunstbetrieb das Sackler-Pharmaunternehmen Purdue Pharma attackieren, weil dessen Schmerzmittel abhängig macht und in den USA bereits 200.000 Menschen an Schmerzmittelabhängigkeit gestorben sind, ziehen sich immer mehr Museen von den Mäzenen zurück. Nachdem bereits das Jüdische Museum Berlin und das Metropolitain Museum in New York ankündigten, kein Geld mehr von den Sacklers anzunehmen, kündigte unlängst auch die Leitung des Louvre an, die Namenstafeln im Museum zu entfernen.

Das MAURITSHUIS IN DEN HAAG wurde 1633–1644 als Adelspalais errichtet und dient seit 1822 als Museum. Es beherbergt die Königliche Gemäldegalerie. Heute umfasst diese Sammlung 800 Gemälde, 20 Skulpturen und weitere Werke wie Miniaturen. Namenspatron ist Johan Maurits von Nassau-Siegen. Er war von 1636 bis 1644 als Gouverneur der Kolonie Niederlän-disch-Brasilien tätig, 1636 eroberte er mit seinen Truppen das portugiesische Fort El Mina an der afrikanischen Goldküste, das für den Sklavenhandel von Bedeutung war – und Sklaven benötigte die Niederländische Westindien-Kompanie in Brasilien in jenen Jahren dringend für ihre dortigen Zuckerplantagen. Ein Forschungsprojekt soll nun bis 2022 die Biografie des Erbauers näher untersuchen: stammte das Geld für den Bau des Palais in Den Haag womöglich aus dem Sklavenhandel, und war Maurits von Nassau-Siegen vielleicht selbst aktiv daran beteiligt? Die Ergebnisse dieser Erforschung der düsteren Seiten der niederländischen Kolonialgeschichte werden anschließend publiziert und bei einem Symposion im Mauritshuis öffentlich präsentiert.

Kölns Alt-OB Fritz Schramma hatte vorgeschlagen, bei der Neugestaltung von Kölns „Historischer Mitte“ an der Südseite des Doms anstelle eines Neubaus für das Kölnische Stadtmuseum dort lieber ein GER-HARD RICHTER-MUSEUM einzurichten. Richter ist Ehrenbürger in seiner Wahlheimat Köln. Der Maler selbst reagierte auf Schrammas Vorstoß ablehnend: „Ich will kein eigenes Museum“. Weiter erklärte Gerhard Richter, er liebäugele damit, einen Teil der Bilder, die sich noch in seinem Besitz befänden, seiner Geburtsstadt Dresden zur Verfügung zu stellen, wo sich bereits ein Gerhard Richter-Archiv befindet. Inzwischen verhandelte der Künstler auch mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters über eine Schenkung an das geplante Museum der Moderne in Berlin. Es soll 2023 / 24 eröffnen und reserviert für die Richter-Schenkung „einen prominenten Raum“, wie es heißt. In Köln waren schon vor dieser Vereinbarung Insider der Kölner Museumsszene der Ansicht, es wäre wohl am Vernünftigsten, statt eines Museums dann lieber auch dort einen Gerhard Richter-Saal im Museum Ludwig einzurichten, im Kontext mit den anderen großen Malern des 20. und 21. Jh.

„KUNSTHALLE ART SURFER“ nennt sich die Online-Strategie der KUNSTHALLE BREMEN. Darunter fasst das Museum die digitale Kommunikation mit Kunstinteressierten, Besuchern und Besucherinnen, die digitale Kunstvermittlung sowie die wissenschaftliche Erschließung der Sammlung zusammen. Das Projekt wird mit 100.000 Euro vom Bund durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gefördert.

Sein zehnjähriges Bestehen feiert in diesen Wochen das MUSEUM DER WESTKÜSTE in Alkersum auf der Insel Föhr. Zum Jubiläum hat das Museum zwei Ausstellungen arrangiert: Bis zum 12. Januar 2020 sind „10 Jahre MKdW – Meisterwerke“ mit 150 Werken an Leihgaben und aus der eigenen Sammlung zu sehen. Die Ausstellung „10 Jahre MKdW – Contemporary“ (ebenfalls bis 12. Januar 2020) „versammelt vier spannende fotografische Positionen zeitgenössischer Künstler aus den vier Nordsee-Anrainerstaaten.“

Das Museum KUNSTFORUM OST-DEUTSCHE GALERIE REGENSBURG beschäftigt sich mit dem Werk bildender Künstlerinnen und Künstler, die aus den historischen deutschen Ostgebieten und den einstigen deutschen Siedlungsgebieten im östlichen Mitteleuropa und in Südosteuropa stammen. Zum Sammlungsbestand gehören Werke z. B. von Sigmar Polke, der in Schlesien geboren wurde, oder auch des aus Nordböhmen gebürtigen Markus Lüpertz. Unlängst konnte das Museum ein Stillleben von Alexander Kanoldt (1881–1939) erwerben, der als wichtiger Vertreter der Neuen Sachlichkeit gilt. Von 1925 bis 1931 war er Professor an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau. In dieser Zeit malte er 34 solcher Stillleben; jedoch gilt die Hälfte davon als verschollen oder zerstört. Das jetzt erworbene Werk ist damit eine Rarität. Es wurde von einem jüdischen Sammler erworben, dessen Witwe es 1939 zwangsweise zu einem deutlich niedrigeren Preis als dem damaligen Marktwert verkaufen musste. Aufgrund des Washingtoner Abkommens wurde es an die Erben des Sammlers restituiert, von den denen das Regensburger Museum die Arbeit jetzt erwarb.

 

KULTURPOLITIK

Im November 2019 wird der Deutsche Bundestag den BUNDESHAUSHALT 2020 verabschieden. Im Regierungsentwurf sind 1,82 Milliarden Euro für den Etat der Staatsministerin für Kultur, Monika Grütters vorgesehen. Das sind 58 Mill. Euro mehr als im Vorjahr. Bund und Länder finanzieren gemeinsam ein Programm „Zukunftsprogramm Kino“, dazu steuert der Bund 15 Mill. Euro mehr bei als bisher. Ebenfalls 15 Mill. Euro mehr bekommt der Auslandssender Deutsche Welle, dessen Etat nun bei 365 Mill. Euro liegt. Um 1,6 Mill. Euro zusätzlich wird auch das Budget des Magdeburger Zentrums für Kulturgutverluste angehoben, das sich mit Provenienzforschung bei NS-Raubkunst, umstrittenem Verbleib in Kunst zu DDR-Zeiten und mit Kunstwerken in kolonialem Kontext beschäftigt. Über mehr Geld dürfen sich auch die staatlichen Museen freuen: zusätzliche Mittel in Höhe von 6,8 Mill. Euro erhält die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, und das Deutsche Historische Museum erhält 5,2 Mill. Euro mehr als 2019.

Nachdem Michael Rakowitz schon vor der Eröffnung der WHITNEY BIENNALE (17. Mai bis 22. September 2019) seine Teilnahme absagte, boykottierten auch Korakrit Arunanondchai, Meriem Bennani, Nicole Eisenman, Nicholas Galanin, Eddie Arroyo, Agustina Woodgate und das Recherche-Kollektiv Forensic Architecture die Veranstaltung. Die Biennale-Leitung entsprach ihrem Wunsch und entfernte ihre Exponate aus der Ausstellung. Grund für den Rückzug ist Warren B. Kanders, Mitglied des Museumsvorstandes und Fabrikant von Tränengas. Es heißt, dieses Tränengas werde auch an der mexikanischen Grenze eingesetzt. Die Künstler verweigern eine „weitere Komplizenschaft mit Kanders und seinen Technologien der Gewalt“, schrieben sie in einem Brief an die BIENNALE-KURATORINNEN JANE PANETTA UND RUJEKO HOCKLEY. Kanders trat wenige Tage später zurück.

Georg Bissen, Stiefsohn des Architekten Dieter Oesterlen (1911–1994), klagt beim Landgericht Hannover gegen den geplanten Einbau eines von MARKUS LÜPERTZ gestalteten Kirchenfensters. Oesterlen hatte von 1946 bis 1952 den Wiederaufbau der kriegszerstörten gotischen MARKT-KIRCHE geleitet. Altbundeskanzler Gerhard Schröder stiftete nun das 13 m hohe Lüpertz-Fenster mit Luther-Motiv, das auch der Kirchenvorstand gerne installieren will, doch Bissen sieht als Urheberrechtsnachfolger des Architekten dessen Rechte an der Gestaltung gefährdet: das Buntglasfenster widerspräche „dem gotisch geprägten Innenraum der Marktkirche, … da es keines der dort verkörperten Wesens- und Stilmerkmale aufweise.“

„Kunstschulen sind Experten für das Lokal-Besondere. Wie aber kann die ZUKUNFT FÜR KUNSTSCHULEN BZW. DIE KUNSTSCHULE DER ZUKUNFT aussehen?“ Zu diesem Thema führt die Bundesakademie Wolfenbüttel zusammen mit dem Landesverband der Kunstschulen Niedersachsen e. V. am 30. September 2019 einen „Think Tank Kunstschulen“ durch. „Das Fachgespräch hat das Ziel, mit Kunstschulen und deren Partnern wie auch Förderern gemeinsam darüber nachzudenken, welche Perspektiven die Potenziale und Leistungen der Kunstschulpraxis der Einrichtungslandschaft und der Gesellschaft erschließen können.“

Der BERLINER SENAT beschloss einen Doppelhaushalt für 2020 / 21, bei dem für KULTUR UND EUROPA ein Gesamtvolumen von 593,2 Millionen Euro für 2020 und 606,8 Millionen Euro für 2021 eingeplant ist. 2019 muss Klaus Lederer, Bürgermeister und Kultur- und Europasenator von Berlin mit deutlich weniger auskommen, nämlich 538,8 Millionen Euro. Kulturfachlich legt der Doppelhaushalt 2020 / 2021 einen Schwerpunkt auf die Berliner Museen, Gedenkstätten und Einrichtungen Bildender Kunst. So sind für diesen Bereich im Jahr 2020 etwa 11 Millionen Euro, im Jahr 2021 etwa 18 Millionen Euro mehr als im Jahr 2019 (ca. 99 Millionen Euro) geplant. Lederer legt Wert darauf, dass „die tarifliche Entwicklung in Berliner Kultureinrichtungen zu 100 Prozent ausgeglichen“ sein wird und „somit nicht zu Lasten der künstlerischen Etats“ geht.

Unlängst zog man BILANZ ÜBER DAS EUROPÄISCHE KULTURERBEJAHR 2018: „32 europäische Länder haben sich am Themenjahr beteiligt, allein in Deutschland gab es mehr als 400 Projekte mit 1.500 Veranstaltungen und mehr als 100.000 Besucherinnen und Besuchern.“ In dieser Breite sei die Initiative „mehr als nur klassischer Denkmalschutz“ gewesen. OLAF ZIMMERMANN vom Deutschen Kulturrat wünscht sich für 2020 eine Fortsetzung des Programms: „Das Kulturerbejahr sollte weiter gehen. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 ist eine wunderbare Möglichkeit den nächsten Schritt zu tun.“

 

HOCHSCHULEN

Angehörige und Absolventen der HfG Offenbach haben einen NEUEN KUNSTVEREIN gegründet. Er nennt sich MAÑANA BOLD E.V. übersetzt: „Morgen fett“ oder „Fetter Aufbruch“) und zieht derzeit noch nomadisierend von Ort zu Ort in der Stadt. Die „wechselseitigen Verbindungen zwischen freien und angewandten künstlerischen Ansätzen sollen Eingang in das künftige Programm finden. Der Verein versteht sich als Plattform für insbesondere junge Positionen, ohne jedoch ausschließlich eine bestimmte Generation oder Peergroup im Blick zu haben.“ www.mananabold.de

Die Abteilung Provenienzforschung des Kunstmuseum Bern und die Liebelt-Stiftungsprofessur für Provenienzforschung am KUNSTGESCHICHTLICHEN SEMINAR DER UNIVERSITÄT HAMBURG starteten im Sommer 2019 ein einjähriges Kooperationsprojekt. Gemeinsam erforschen sie die Provenienzen von rund 400 Werken der klassischen Moderne aus dem „Kunstfund Gurlitt“, über die nach wie vor Unklarheit besteht. Die Stiftungsprofessur ist die erste in diesem Bereich im deutschen Hochschulwesen. An der Hamburger Universität widmet sich bereits seit 2013 ein Forschungsteam „Entartete Kunst“ „dem Projekt Kunsthandel im Nationalsozialismus. Angestrebt werden eine umfassende Analyse und entsprechende Dokumentation der Aktivitäten der genannten Kunsthändler zwischen 1933 und 1945.“ Neben der Forschung geht es aber auch vor allem um die Ausbildung junger Wissenschaftler, die künftig Recherchen über Herkunft und Verbleib von umstrittenen Kunstwerken anstellen. Im Rahmen des „Projekts Kunsthandel“ werden auch berufsbezogene Praktika angeboten.

Der Kunstverein Braunschweig plant für Sommer 2020 einen Lichtparcours entlang des innerstädtischen Umflutgrabens. Unter den 23 Künstlern, die bereits ihre Projekte vorstellten, sind auch ABSOLVENTEN DER HBK BRAUNSCHWEIG. Dafni Barbageorgopoulou präsentiert auf dem Lichtparcours eine Serie von leuchtenden, fluoreszierenden Fahrrädern, die vom Publikum ausgeliehen werden können. Sven-Julien Kanclerski, ehemaliger Diplom-Student aus der Klasse von Prof. Thomas Rentmeister, hat seine Arbeit „standed drifter“ aus recycelten Materialien konstruiert. Lotte Linder und Till Steinbrenner projezieren ihre filmische Arbeit „EKSTASE“ auf eine Großfassade der Stadt. Der Videokünstler und HBK-Absolvent Bjørn Melhus ist mit seiner Arbeit „THE BEAT GOES ON!“ vertreten, bei der bunt leuchtender Golf im Oker-Fluss versinkt.

Die KUNSTHOCHSCHULE FÜR MEDIEN KÖLN präsentiert den mehrfach ausgezeichneten Animationsfilm „Das Leben ist hart“ auf ihrer neuen Online-Plattform für audiovisuelle, künstlerische Projekte ZOOM. Es ist das erste Projekt von Simon Schnellmann, das er im Postgraduiertenstudium an der KHM realisierte. Zu sehen ist der Film unter https://www.khm.de/ ZOOM.

Mit Beginn des Studienjahres 2019/2020 wird am 1. Oktober 2019 das REKTORAT AN DER UNIVERSITÄT FÜR ANGEWANDTE KUNST WIEN von vier auf fünf Personen erweitert. „Das künftige Rektorat wird neben Rektor Gerald Bast aus Vizerektorin Barbara Putz-Plecko (schon bisher), Vizerektorin Maria Zettler (schon bisher), Vizerektorin Eva Maria Stadler (neu in dieser Funktion) und Vizerektor Bernhard Kernegger (neu in dieser Funktion) bestehen“.

 

BIENNALEN

„,Das Gerippe der Welt‘ ist für uns ein Ausgangspunkt, eine Initialzündung, die sich der rauen Beschaffenheit der Zeit und ihrer gebrochenen Versprechen bewusst ist. Gleichzeitig ist es eine freudige Anerkennung des Lebens, inmitten und trotz der allgemeinen Zerrissenheit um uns herum und gegen sie. Von hier aus starten wir.“ Mit diesen Worten beschrieben die BERLIN BIENNALE Kurator*innen María Berríos, Renata Cervetto, Lisette Lagnado und Agustín Pérez Rubio jüngst das erste von drei Ausstellungsprojekten (7. September bis zum 9. November), die zwischen September 2019 und Mai 2020 in den temporären Räumen des ExRotaprint-Geländes (Berlin Wedding, Bornemannstr. 9) stattfinden und auf die 11. Berlin Biennale vorbereiten.

Die kommende Ausgabe der Berlin Biennale (13. Juni bis zum 13. September 2020) solle als „eine Folge gelebter Erfahrungen“ verstanden werden, die sich prozesshaft entwickeln. Die Projekte exp. 1, exp. 2 und exp. 3 laden dazu ein, von anderen „Künstler*innen zu lernen und nachhaltige Beziehungen in der Stadt Berlin aufzubauen.“ Die Ausstellung „Das Gerippe der Welt“ zeigt Arbeiten und Beiträge von Marwa Arsanios, Felix Brüggemann, Flávio de Carvalho, Léo Corrêa, Die Remise (Ali Akyol, Jacqueline Aslan, Stefan Bast, Muriel Biedrzycki, Julia Brunner, Fatma Cakmak, Stefan Endewardt, Tobi Euler, Melina Gerstemann, Ayşe Güleç, Juanita Kellner, Angelika Levi, Carmen Mörsch, Shanti Suki Osman, Ayse Preissing, Markus Schega, Miriam Schickler, Aylin Turgay und Schüler*innen der Nür-tingen-Grundschule und der Heinrich-Zille-Grundschule, mit Çiçek Bacık, Aïcha Diallo, Kotti-Shop, Annika Niemann), Feministische Gesundheitsrecherchegruppe (Inga Zimprich / Julia Bonn), Andrés Fernández, Florian Gass, Till Gathmann, Mauricio Gatti, Eiko Grimberg, Sheroanawe Hakihiiwe, Âlut Kangermio, Mapa Teatro, Virginia de Medeiros, Marcelo Moreschi, Museo de la Solidaridad Salvador Allende, Mirja Reuter, Teatro da Vertigem, Teo, Cecilia Vicuña, Osías Yanov und anderen.

Die ISTANBUL BIENNALE wird von der İstanbul Foundation for Culture and Arts organisiert (14.09.–10.11.2019). Sie fällt in diesem Herbst in eine Zeitstimmung, die durch den Amtsantritt des neuen Bürgermeisters Ekrem Imamoğlu geprägt ist, der sich gegen Erdogans Regierungspartei AKP durchsetzen konnte. „Sämtliche politischen Kräftegleichgewichte werden sich ändern“, prognostizierte der Korrespondent von „Die Welt“ anschließend. Kurator der diesjährigen Istanbul Biennale ist Nicolas Bourriaud, Leiter des Montpellier Contemporain (MoCo) in Südwestfrankreich. Er steht für kuratorische Konzepte, die interdisziplinär angelegt sind und bewusst außerkünstlerische Bereiche einbeziehen – „Spiele, Feste und Begegnungsstätten“ sind für ihn „ästhetische Objekte“, die Gemälden oder Skulpturen gleichwertig gegenüber stehen können. In Istanbul werde er auch „die historische Situation“ berücksichtigen, hatte es in einer früheren Ankündigung geheißen.

Die B3 BIENNALE DES BEWEGTEN BILDES findet vom 15. bis zum 20. Oktober 2019 auf der Frankfurter Buchmesse statt. Veranstalter ist die Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG), es geht um neue Trends und Entwicklungen im Bereich bewegtes Bild. In diesem Jahr sind die Biennale-Macher eine strategische Partnerschaft mit THE ARTS+ Future of Culture Festival eingegangen. Es findet jährlich im Rahmen der Frankfurter Buchmesse statt und hat sich die Gestaltung des digitalen, kulturellen Ökosystems auf die Fahnen geschrieben. So findet die B 3 Leitausstellung inmitten des THE ARTS+-Areals in Halle 4.1 ihren Platz.

Die PERFORMA BIENNIAL findet vom 1. bis zum 24. November 2019 an verschiedenen Örtlichkeiten im Stadtgebiet von New York statt. Dazu sind die Organisatoren eine Partnerschaft mit 40 Institutionen eingegangen. Auch dieses Festival reflektiert das 100jährige Bau-haus-Jubiläum – denn das Bauhaus war die erste Kunsthochschule, die eine eigene Theaterklasse hatte: an den deutschen Werkkunstschulen und Hochschulen für Angewandte Kunst konzentrierte man sich nur auf einzelne Segmente wie Bühnenbild oder Kostümbild, doch am Bauhaus wollte Walter Gropius das bürgerliche Sprechtheater durch ein „Totales Theater“ ersetzen, das eher einen mixed medialen Charakter hatte mit Lichtperformances und anderen Bühnenexperimenten und damit den historischen Ursprung der Theater Peformance bildet. Daran anknüpfend geht während des New Yorker Festivals das Performa Institute der Frage nach, was eine Kunsthochschule im 21. Jahrhundert leisten solle.

Die URAL INDUSTRIAL BIENNIAL (12.09.– 01.12.2019) rekurriert auf die Besonderheiten der Ural-Region als Industriezentrum; das Thema der jetzigen fünften Ausgabe lautet „Unsterblichkeit“. Kuratorin ist die in Shanghai lebende Kunsthistorikerin Xiaoyu Weng. Die Ausstellungen finden in Jekaterinburg und Umgebung statt.

MESSEN

Die PARIS PHOTO (06.–10.11. 2019 ) wird wie auch schon bereits in den vergangenen Jahren im Grand Palais abgehalten. 209 Aussteller decken die gesamte Bandbreite der Fotografie, Fotogeschichte und Fotokunst vom 19. Jh. bis heute ab. Spezielle Sektoren sind für Fotobücher und Verlagspublikationen wie Editionen reserviert. Kuratierte Begleitausstellungen, Signierstunden, Diskussionsrunden und Preisverleihungen runden das Programm ab. Für die künstlerische Leitung ist seit 2015 Christoph Wiesner verantwortlich.

Die VIENNA CONTEMPORARY (26.–29. 09.2019) grenzt sich gegenüber anderen Kunstmessen im deutschsprachigen Raum durch ihrer Focussierung auf Zen-tral- und Osteuropa ab. Im vergangenen Jahr besuchten 30.863 Kunstinteressierte die Stände der 118 Galerien in der Wiener Marx-Halle. Die Messe-Macher haben die Zusage, ihre Veranstaltung auch in den nächsten zehn Jahren dort abhalten zu können. Auf großes Interesse stößt auch jedes Mal die Abteilung „Zone 1“, in der Einzelpräsentationen von österreichischen Künstlern unter 40 Jahren geboten werden. Das österreichische Bundeskanzleramt subventioniert dieses Format. 2018 wurde auch ein weiteres neues Format „Explorations“ eingeführt. Wie nach dem Rückzug der bisherigen Messeleiterin Christina Steinbrecher-Pfandt unter der neuen künstlerischen Leitung von Johanna Chromik ihr Profil weiter ausbaut, wird man jetzt sehen.

Die nächste ART DÜSSELDORF findet vom 15.–17.11.2019 statt. Im vergangenen Jahr kamen 43.000 Besucher in das Areal Böhler, um sich das Programm von 91 etablierten und jungen Galerien anzuschauen. Das Programm umfasst auch in diesem Jahr wieder ein Spektrum von der Nachkriegskunst ab 1945 bis zur Gegenwart. Im vergangenen Jahr kam gut ein Drittel der Aussteller aus Nordrhein-Westfalen, doch neben diesem regionalen Schwerpunkt hat die Messe den Anspruch einer internationalen Ausrichtung. Schon ihre Vorläufer-Veranstaltung, die Kölner Art.Fair, hatte sich programatisch bewusst von der Art Cologne abgegrenzt, mehr auf jüngere Kunst und ebenfalls mehr auf figurative Malerei gesetzt und dadurch ein eigenständiges Profil gewonnen – eine bewährte Strategie, die das Team um Walter Gehlen nun in Düsseldorf fortsetzt.

Vom 24.–27.10.2019 wird die KUNST ZÜRICH in den ehemaligen ABB Hallen 550 im Stadtteil Oerlikon ausgerichtet. 50 Galerien bieten mit ihrem jeweiligen Programm einen Überblick über das zeitgenössische Kunstschaffen von Malerei und Skulptur über Fotografie bis hin zu Medienkunst, von figurativ bis abstrakt, von klein- bis grossformatig.

Die ARTISSIMA TURIN (01.–03.11.2019) behauptet sich neben der Arte Fiera Bologna nach wie vor als eine der wichtigsten Messen für zeitgenössische Kunst in Italien. Im vergangenen Jahr feierte die Turiner Messeveranstaltung ihr 25jähriges Bestehen. Veranstaltungsort ist eine 20.000 qm große ehemalige Eishalle, in der die einzelnen Kojen relativ großzügig zugeschnitten sind. Von den rund 190–195 Teilnehmern stammen die meisten aus Italien; die Messeleitung setzt aber auch bewusst auf experimentelle Positionen und nicht auf die Big Player des globalen Kunstmarktes mit hochpreisiger Ware. Im vergangenen Jahr kamen 54.000 Besucher.

Nach den Messeauftritten der Positions in Frankfurt und Berlin folgt in diesem Herbst eine dritte Veranstaltung vom 17.–20.10.2019 in der Reithalle München: Nach zwei sehr erfolgreichen Ausgaben der paper positions munich wird die Messe nun zur POSITIONS MUNICH ART FAIR mit einem Spezialsektor paper positions erweitert. Während im „Positions“-Bereich Kunst aller Sparten angeboten wird, bleibt die paper positions munich als Sonderbereich Bestandteil der neuen Messe und will dieses besondere Genre innerhalb der Kunst weiterhin konzentriert in den Mittelpunkt stellen.

GALERIEN

Wenn in Rankinglisten für Ausstellungen in bedeutenden Museen, für Documentaoder Biennale-Teilnahmen Ruhmespunkte vergeben werden, ist dies für Sammler eine Orientierungshilfe, ob ein konkretes Werk eines renommierten Künstlers im Handel oder auf Auktionen günstig oder überteuert angeboten wird. In Kapstadt hat nun der RECHERCHE-CONSULTANT CORRIGAIL UND CO. eine solche Liste über die aktuellen TOP-KÜNSTLER IN AFRIKA erstellt. Hier führt Zanele Muholi aus Südafrika das Ranking an, gefolgt von Bili Bidjocka (Kamerun), Otobong Nkanga (Nigeria) und George Osodi (Nigeria) auf Rang 2. Den dritten Rang nimmt Kada Attia (Algeria) zusammen mit Kudzanai Chuirai (Zimbabwe) ein. Grundlage des Rankings sind Beteiligungen zwischen 2007 und 2017 an Ausstellungen, die von den 20 namhaftesten Kuratoren verantwortet wurden. Auch in Afrika setzen sich Künstlerinnen im Kunstmarkt nicht so häufig durch wie ihre männlichen Kollegen: in dieser Auflistung der 35 bedeutendsten Künstler sind 77 Prozent männlichen Geschlechts, obwohl im erwähnten kuratorischen Bereich der Frauen-Anteil bei 55 Prozent liegt.

Nach dem Tod des Münchener Galeristen Karl Pfefferle übernimmt ab September 2019 der Galerist WOLFGANG JAHN die Galerie und führt sie unter dem Namen JAHN PFEFFERLE weiter. Jahn leitet seit 1990 eine Galerie in Landshut mit Schwerpunkt der Kunst aus den 1980er Jahren und stand schon lange mit Karl Pfefferle in Kontakt, da beide einige Künstler gemeinsam vertreten haben.

VARIOUS OTHERS ist eine junge Initiative von Galeristen, musealen Institutionen und Off-Spaces, die vom 12. September bis 13. Oktober 2019 in München stattfindet. 22 Orte beteiligen sich am diesjährigen Programm. VARIOUS OTHERS lädt Partner u. a. aus China, Korea, USA, Brasilien, Italien, England und den Niederlanden ein. Sie bieten Ausstellungen, Live Performances und Screenings. Außerdem laden Sammler zu sich nach Hause ein, „Museen geben Vorschau auf ihre Herbstausstellungen, Kuratoren und Künstler können networken.“

Die GALERIE DOROTHEA VAN DER KOELEN, Mainz, feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen und blickt auf zahlreiche Kooperationen mit Museen und öffentlichen Ausstellungsinstituten zurück. Geprägt von einem humanistischen sowie künstlerischen Elternhaus, entschied sich die damals 19-jährige, gleichnamige Inhaberin noch vor ihrem Studium, ihren eigenen Raum für zeitgenössische Kunst zu schaffen. Es folgten ein eigener Verlag, eine Stiftung sowie ein weiterer Standort in Venedig. Das Jubiläum begleitend, zeigt das CADORO Mainz-Hechtsheim, Zentrum für Kunst und Wissenschaft, bis zum 27. Februar 2020 die Ausstellung „war – ist – wird I 40 Jahre Galerie Dr. Dorothea van der Koelen“.

Die GALERIE DÖBELE zieht sich von Dresden nach Mannheim zurück. Johann Döbele gründete die Galerie 1976 in Ravensburg und zog 1995 von Stuttgart nach Dresden – das Programm hatte sich von Anfang an auf Künstler der Neuen Sachlichkeit, vor allem aus Ostdeutschland konzentriert. Dass die Galerie schon seit 2015 auch eine Dependance in Mannheim unterhält, ist insofern stimmig, denn der Begriff „Neue Sachlichkeit“ geht auf den Kunsthistoriker Gustav Friedrich Hartlaub zurück, der dieser Stilrichtung 1925 in der Kunsthalle Mannheim die erste große Werkschau widmete und bereits 1932 / 33 eine weitere Ausstellung dort zeigte, weshalb gerade Mannheim als Traditionsort dieser Malerei gilt. In den 1960er Jahren knüpfte die Ausstellungspolitik der Kunsthalle Mannheim daran wieder an. Ostdeutsche Kunst wird die Galerie Döbele auch dort weiter präsentieren: für den Zeitraum 14. September bis 2. November 2019 ist dort eine Ausstellung mit den Dresdner Künstlern Max Uhlig, Eberhard Göschel, Stefan Plenkers, Ralf Kerbach und Peter Makolies angekündigt.

Vom 13. September bis zum 12. Oktober findet in Wien zum mittlerweile 11. Mal das Galerienfestival CURATED BY statt. Die diesjährige Ausgabe widmet sich der Thematik CIRCULATION und damit dem „Kreisen, Verwerten von und Verfügen über Wissen, Werte und Waren.“ Als zentrale Denkfigur des Wandels, in einer Gesellschaft, die von Globalisierung, Geldzirkulation und Beschleunigung geprägt ist, gilt es hier dem semantischen Gehalt des Zirkulierens neue Beachtung zu schenken. Die anzutreffende internationale Ausrichtung, die durch die Wahl der KuratorInnen und KünstlerInnen gegeben ist, führt dabei zu einer weittragenden Beschäftigung mit produktiven und individuellen Fragen rund um „Cirkulation“ im Raum von rund 22 teilnehmenden Galerien. Alle teilnehmenden Galerien unter www.curatedby.at

Ihr 20jähriges Jubiläum feierte die GALE-RIE GEIGER in Konstanz. In diesem Zeitraum führte die Galerie dort 152 Ausstellungen durch. In der Jubiläumsausstellung „Young Collector’s Choice 19“ waren Werke von Atila, Bernard Aubertin, Jörg Bach, Günther Förg, Rupprecht Geiger, G. C. Kirchberger, Christian Megert, Richard Neuz, Georg Karl Pfahler, Otto Piene, Daniel Spoerri, Klaus Staudt und Herman de Vries zu sehen.

1959 gründete die Kunsthistorikerin Carola van Ham in Köln das Auktionshaus „Kunsthaus am Museum“. In diesem Jahr feiert das AUKTIONSHAUS VAN HAM mithin sein 60jähriges Bestehen. 1996 übernahm ihr Sohn Markus Eisenbeis die Geschäftsführung. Jedes Jahr finden 18 internationale Auktionen statt.

PERSONALIEN

PETER WEIBEL, 1944 in Odessa geboren, langjähriger Direktor des Instituts für Neue Medien an der Städel-Schule Frankfurt, ehemaliger Kommissar des österreichischen Pavillons der Biennale Venedig und seit 20 Jahren künstlerisch-wissenschaftlicher Vorstand des ZKM I Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe, feierte seinen 75. Geburtstag. Weibel gilt als Pionier der Medien- und Konzeptkunst, blickt auf ein Studium der Literatur, Philosophie, Medizin, Logik und des Films zurück, prägte mit seiner Rede 1968 gegen Regierung und Establishment ganze Generationen und gehört heute zweifelsohne zu den klügsten Köpfen der hiesigen Kunstlandschaft. Dies zum Anlass genommen, zeigt das ZKM vom 28.09.2019–08.03.2020 eine umfangreiche Retrospektive Weibels, die zugleich die Mechanismen der Wahrnehmung und des Denkens, die Eigenwelt der Apparate, die Krise der Repräsentation und des Betriebssystems Kunst sowie die Beziehung von Kunst, Politik und Ökonomie untersucht.

UDO KITTELMANN gab seinen Rücktritt bekannt und verlässt auf eigenen Wunsch zum 31. Oktober 2020, und damit zum Ende seiner vertraglichen Befristung, seinen Posten als Direktor an der Berliner Nationalgalerie. Kittelmann leitete die Nationalgalerie mit ihren fünf Häusern Alte und Neue Nationalgalerie, Museum Berggruen, Sammlung Scharf-Gerstenberg und den Hamburger Bahnhof seit 2008. Neben zeitgeschichtlichen Überblicksausstellungen und Einzelausstellungen bekannterer Namen wie Thomas Demand (2009 / 2010), Rudolf Stingel (2010), Carsten Höller (2010 / 2011), Tomás Saraceno (2011 / 2012), Gerhard Richter (2012), Martin Kippenberger (2013) oder Otto Piene (2014) waren dabei stets auch weniger bekannte historische wie zeitgenössische Positionen vertreten. Besonders große Aufmerksamkeit erhielt zudem seine Ausstellung THE BOAT IS LEAKING, THE CAPTAIN LIED, die Kittelmann in den Räumem der Fondazione Prada für die kollateralen Veranstaltungen der 57. Biennale Venedig kuratierte. Kittelmann, der vor seinem Wirken als Ausstellungsmacher die Lehre als Augenoptiker absolvierte, erhielt 2013 die Ehrung „Europäischer Kulturmanager des Jahres“ und wirkt bis heute im Beirat für Bildende Kunst des Goethe Instituts.

ALFRED WEIDINGER will im April 2020 den Direktorenposten des Oberösterreichischen Landesmuseums in Linz übernehmen und hat daher in Leipzig um vorzeitige Aufhebung seines Vertrags als Direktor des Museums der bildenden Künste (MdbK) gebeten. Eigentlich läuft sein Vertrag dort noch bis 2023. Weidinger stammt aus Österreich und betrachtet das „Angebot aus meiner Heimat“ als „eine große Ehre für mich“. Das Oberösterreichische Landesmuseum gilt als eines der größten Universalmuseen Österreichs und umfasst neben den Hauptstandorten Schlossmuseum, Landesgalerie und Biologiezentrum in Linz auch noch elf weitere Außenstellen mit rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Ausstellungsflächen von 10.000 Quadratmetern und 19 Millionen hauseigenen Exponaten. Weidinger zeigt zur Zeit im MdbK die vielbeachtete Ausstellung Point of No Return. Wende und Umbruch in der ostdeutschen Kunst

GENERATIONENWECHSEL IM MUMOK – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien: Eva Badura-Triska, Kuratorin, und Susanne Neuburger, Sammlungsleiterin und Kuratorin, werden sich Ende des Jahres verabschieden. Ihre jahrzehntelange Tätigkeit für das Museum machte dieses zum Besuchermagneten, prägte das aktuelle Ausstellungsprogramm und soll von einem neuen KuratorInnen-Trio abgelöst werden: HEIKE EIPELDAUER, MARIE-THERESE HOCHWARTNER UND FRANZ THALMAIR. Durch die Fokussierung auf die „zielgruppenspezifische Publikation von Forschungsdaten, die Entwicklung einer innovativen Wissenskommunikation und die interne Vernetzung mit (inter)nationalen Forschungseinrichtungen“ soll eine Konfrontation gegenwärtiger Thematiken vor allem auch im digitalen Raum gefördert werden

CHRISTINA VÉGH wechselt im ersten Quartal 2020 von der Kestner Gesellschaft Hannover zur Kunsthalle Bielefeld und übernimmt dort die Leitung. „Die 48-jährige Kunsthistorikerin schärfte in fünf Jahren das Profil der Kestner Gesellschaft mit zahlreichen internationalen Ausstellungen und setzte neue Akzente mit konzeptuell angelegten Positionen in der Malerei, einem künstlerischen Dialog zwischen den Generationen und der Präsentation zentraler weiblicher Positionen.“

AI WEIWEI zieht mit seiner Familie nach Cambridge, will aber sein Berliner Atelier behalten. In Berlin hatte er vier Jahre gelebt. Mit der Ankündigung seines Umzugs beklagte er sich, dass Deutschland „keine offene Gesellschaft“ sei; auch sei der Umgang mit China angesichts der Proteste in Hongkong zu lasch. Von England erwarter der Künstler jedoch auch nicht viel: das Land stecke angesichts des bevorstehenden Brexits in einem „Sumpf“.

MARISA MERZ, Künstlerin der Arte povera, starb im Alter von 93 Jahren. Sie war die einzige weibliche Vertreterin in dieser Richtung, die in den 1960er Jahren ihr Mann, der 2003 verstorbene Künstler Mario Merz, Alighiero Boetti, Luciano Fabro, Jannis Kounellis, Pino Pascali, Giulio Paolini und Emilio Prini als „arme Kunst“ mit Alltagsmaterialien etablierten. Marisa Merz konzentrierte sich beim ihren Arbeiten auf Wachs, Ton, Aluminium, Stanniol, Kupfer und Nutzhanf, harter Faserplatte, Leinwand, Holz und Papier.

PETER LINDBERGH, Fotograf, starb im Alter von 74 Jahren. Er prägte die Ästhetik der Modefotografie vor allem mit Schwarz-Weiß-Bildern und arbeitete für Modeschöpfer wie Jean-Paul Gaultier und Giorgio Armani sowie für Magazine wie „Vogue“ und „Vanity Fair“ sowie den „Stern“. Vor seiner Kamera posierten Models wie Claudia Schiffer, Naomi Campbell und Kate Moss. Studiert hatte er Malerei an der Kunsthochschule in Krefeld und konzentrierte sich um 1969 / 1970 zunächst auf Konzeptkunst, bevor er sich 1971 der Fotografie zuwandte.

NANCY KIENHOLZ starb im Alter von 75 Jahren. Sie machte eine Ausbildung zur Fotografin und heiratete 1972 den Künstler Edward Kienholz. Die beiden schufen zusammen neo-dadaistische Environments, wobei Nancys Anteil daran gegenüber der Öffentlichkeit zunächst unterschlagen wurde: erst ab 1981 traten sie gemeinsam als Künstlerpaar Ed und Nancy Kienholz auf. Beide nahmen 1972 an der Kasseler Documenta teil. Als Edward Kienholz 1994 starb, inszenierte seine Witwe die Beerdigungszeremonie als künstlerischen Akt.

PREISE

BARBARA KRUGER erhält in diesem Jahr den KAISERRING DER STADT GOS-LAR. Die Auszeichnung ist undotiert, zählt jedoch zu den renommiertesten Kunstpreisen im deutschsprachigen Raum. Ende der 1970er Jahre entwickelt die 1945 in Newark, New Jersey, geborene Künstlerin mit ersten Text-Bildcollagen in ihrem New Yorker Studio ihre unverwechselbare Bildsprache. Seit über 40 Jahren untersucht die amerikanische Konzeptkünstlerin in großformatigen Bildern, Installationen, Videos sowie mit Werken im öffentlichen Raum die komplexen Zusammenhänge zwischen Macht und Gesellschaft. Ihre Arbeiten verstehen sich als kritische Interventionen, mit denen sie die Abgründe des kapitalistischen Systems und die trügerischen Verlockungen des Konsums aufdeckt. Sie gehört zur ersten Generation feministischer Künstlerinnen, die in den 1980er Jahren weltweit Beachtung fanden. Die Verleihung findet am 21. September 2019 statt mit anschließender Ausstellung im Mönchehaus Goslar bis zum 26. Januar 2019.

AI WEIWEI bekommt am 30. Oktober in der Universität Zürich den FRANK-SCHIRRMA-CHER-PREIS verliehen (20.000 Schweizer Franken = 17.700 Euro). Die Auszeichnung wird von der Frank-Schirrmacher-Stiftung vergeben, und zwar „für herausragende Leistungen zum Verständnis des Zeitgeschehens“. Frank Schirrmacher war einer der Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und verstarb 2014.

SEBASTIÃO SALGADO empfängt am 20. Oktober 2019 zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (25.000 Euro). Der brasilianische Fotograf, Jahrgang 1944, machte sich nicht nur als Fotoreporter zu sozialen Themen, sondern auch als Umweltaktivist einen Namen. Zusammen mit seiner Frau Lélia Deluiz Wanick engagierte er sich in den späten 1960er Jahren gegen die Militärdiktatur; beide mussten 1969 nach Paris ins Exil gehen. Seit 1973 ist Salgado freiberuflicher Fotoreporter; am bekanntesten ist sein Foto, als John Hinckley jr. 1981 ein Attentats auf den US-Präsidenten Robald Reagan verübte – Salgado war zufällig anwesend und konnte anschließend mit den Tantiemen aus der Vermarktung der Aufnahme seine Projekte finanzieren. Ein Schwerpunkt lag fortan auf sozialdokumentarischen Reportagen über die Armut in sogenannten Drittwelt-Ländern. Seit 2004 dokumentiert er ebenso mit der Kamera vom Menschen noch unberührte Landschaften.

HU XIAOYUAN, LIANG SHUO LIN YILIN, SHEN XIN, TAO HUI sowie SAMSON YOUNG sind Kandidaten für den SIGG-PRIZE, der an Künstler vergeben wird, die in China geboren wurden oder dort arbeiten. Der Preis wird seit 2018 vom Museum M+ in Hongkong vergeben. Der Preis löst den früheren Chinese Contemporary Art Award (CCAA) ab, den der schweizerische Sammler Uli Sigg 1998 begründet hatte. Die sechs Kandidaten stellen vom 6. Dezember 2019 bis zum 13. April 2020 im M+ aus; der Preisträger wird im Januar 2020 gekürt und erhält dann 500.000 Hongkong Dollar, und die fünf anderen bekommen ein Fördergeld von je 100.000 Hongkong Dollar überwiesen.

WALTER GRASSKAMP empfängt den diesjährigen „PREIS FÜR HERAUSRA-GENDE KUNSTKRITIK“ DES INTERNA-TIONALEN KUNSTKRITIKERVERBAN-DES (AICA). Die Auszeichnung wird ihm zum Auftakt des AICA-Jahreskongresses übergeben, der ab dem 1. Oktober in Köln und Berlin ausgerichtet wird. Der Preis wird jährlich an eine Kritikerin oder einen Kritiker aus dem Gastgeberland des AICA-Kongresses verliehen und würdigt das publizistische Lebenswerk. Der 52. Jahreskongresses der AICA beschäftigt sich in diesem Jahr mit Kunstkritik in Zeiten von Populismen und Nationalismus. Rund 200 Kunstkritiker und Kunstkritikerinnen aus aller Welt werden anreisen, um eine Woche lang über Themen wie Zensur, die Lage der Kunstkritik in Osteuropa, Genderfragen, Kunst und Aktivismus, Online-Debatten und Kunstautonomie zu diskutieren. www.aica.de

ROBERT SCHAD ist Träger des diesjährigen ISERLOHNER KUNSTPREISES (20.000 Euro). Die Verleihung fand im September 2019 in der Iserlohner Villa Wessel statt. „In seinen Skulpturen, die er für den Innenraum konzipiert oder für groß angelegte Landschaftsprojekte beispielsweise in der Bretagne, in Portugal, länderübergreifend im Saarland und Frankreich oder aktuell in Oberschwaben und am Bodensee, dominiert das dialogische Zusammenspiel gegensätzlicher Kräfte. Oft machen seine aus massivem Vierkantstahl bestehenden Plastiken auch die körperliche Bewegung im Raum sichtbar.“

JETSE BATELAAN, niederländischer Regisseur und Autor, wurde der SILBER-NE LÖWEN DER BIENNALE TEATRO DE VENEZIA in der Kategorie Theater verliehen. Batelaan ist künstlerischer Leiter des Theater Artemis in den Niederlanden und wird für seine innovative Arbeit als Regisseur für Kinder- und Jugendtheater ausgezeichnet. Mit seiner neuesten Arbeit ist er auch zur Ruhrtriennale 2019 eingeladen.

ANDREA WANDEL UND WOLFGANG LORCH, Architekten in Frankfurt, nehmen aus der Hand von Ministerpräsident Volker Bouffier den Hessischen Kulturpreis entgegen (45.000 Euro). Damit werden sie u. a. für ihren Bau für die Jüdische Gemeinde München mit der Synagoge Ohel Jakob gewürdigt. In Frankfurt sind sie auch Mitschöpfer einer Gedenkstätte am Neuen Börneplatz als Mahnmal für die Zerstörung jüdischen Lebens. Die Auszeichnung wird „für besondere Leistungen in Kunst, Wissenschaft und Kulturvermittlung“ vergeben.

DOĞAN AKHANLI, Schriftsteller, SHI-RIN NESHAT, Filmemacherin, sowie ENKHBAT ROOZON, Verleger, Buchhändler und Publizist, werden mit der Verleihung der Goethe-Medaille gewürdigt. Das Thema der diesjährigen Preisverleihung heißt ,Dichtung und Wahrheit‘ und versteht sich als Plädoyer für mehr Genauigkeit, intensiveres Recherchieren und präziseres Denken. Mit Goethe-Medaille zeichnet das Goethe-Institut Persönlichkeiten aus, die sich „in herausragender Weise für den internationalen Kulturaustausch engagiert“ haben.

FRANK GAUDLITZ nahm den Fotopreis der Kölner MICHAEL HORBACH STIF-TUNG entgegen (10.000 Euro). Mit seinem Projekt „Russian Times“ verfolgt der Preisträger „die gesellschaftliche Entwicklung in Russland über einen Zeitraum von 30 Jahren, beginnend 1988 mit Aufnahmen aus der ehemaligen Sowjetunion zu Zeiten von Perestroika und Glasnost. Eine Ausstellung in den Räumen der Stiftung läuft anschließend bis zum 30. Oktober 2019.

 

AUSSCHREIBUNGEN

Die KUNSTSTIFTUNG NRW fördert Projekte aus den Bereichen Musik, Theater, Tanz, Literatur und visuelle Kunst in Nordrhein-Westfalen sowie spartenübergreifende Projekte von hoher künstlerischer Qualität. Datenbank- und Digitalisierungsprojekte werden nicht gefördert. Deadline: 30.11.2019. Bewerbungen ausschließlich per Post an: Kunststiftung NRW, Roß straße 133, 40476 Düsseldorf. www.kunst stiftung-nrw.de

Die STIFTUNG KUNSTFONDS vergibt Arbeits- und Projektstipendien. Arbeitsstipendien sind professionell und freiberuflich künstlerisch Tätigen vorbehalten und betragen 18.500 Euro für ein Jahr. Projektstipendien für temporäre Arbeitsvorhaben betragen max. 25.000 Euro für Sach- und Reisekosten (keine Eigenhonorare, keine privaten Lebenshaltungskosten). Bewerbungsschluss für die Online-Bewerbung (Antragsformular) ist der 31. 10. 2019. Zusätzlich können postalisch analoge Dokumente wie Fotos, Kataloge etc. eingereicht werden. Adresse: Stiftung Kunstfonds, Weberstr. 61, 53113 Bonn, Infos: www.kunstfonds.de/bewerbung

Einreichungen für den Wettbewerb um den MSGR. OTTO MAUER PREIS 2019 sind vom 7.–9. 10. 2019 möglich. Bewerben kann sich, wer das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet hat und die österreichische oder italienische Staatsbürgerschaft (deutscher Sprache, geboren in der Provinz Bozen) besitzt oder seit mindestens fünf Jahren in Österreich wohnt. Preissumme: 11.000 Euro. Einzureichen ist eine Dokumentation (Kataloge, Fotos, Texte, Videos; keine Originale) mit Lebenslauf, per Post oder persönlich bei: Otto Mauer Fonds, p. A. Otto Mauer Zentrum, Währinger Straße 2–4, A-1090 Wien.

Bewerbungsende für das RESIDENCY-PROGRAMM DES ZK/U – ZENTRUM FÜR KUNST UND URBANISTIK IN BER-LIN ist der 13. 10. 2019. Die Ausschreibung richtet sich an diejenigen, die im Bereich der Kunst, der Wissenschaft oder in der Praxis sich mit dem Phänomen „Stadt“ beschäftigen. Im Zentrum stehen kollaborative Praktiken. Die Aufenthaltsgebühren je nach Studio-Apartment und Aufenthaltsdauer zwischen 550 und 850 Euro pro Monat. Die Aufenthaltsdauer variiert zwischen 3 und 8 Monaten. www.zku-berlin.org/open-call

Der Wettbewerb BEETHOVEN RELOADED ist für „Crossover-Projekte, in denen künstlerische Disziplinen wie Bildende Kunst, Musik, Tanz, Installation, Lichtprojektion, Medienkunst, Literatur von Poetry Slam bis Rapp etc. miteinander verbunden werden.“, ausgeschrieben. „Die Auseinandersetzung mit Beethoven und seinem Verhältnis zum Humanismus soll über den musikalischen Zugang hinaus erweitert werden und im Sinne eines Perspektivwechsels eine frische, interdisziplinäre Annäherung initiieren.“ Ausgelobt sind drei Preise mit 5.000 / 4.000 / 3.000 Euro sowie ein Sonderpreis mit 2.000 Euro. Einsendeschluss: 14. 11. 2019, Katholisch-Soziale Institut, 53721 Siegburg, Bergstr. 26

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