Tübingen
SUPERNATURAL
Skulpturale Visionen des Körperlichen
Kunsthalle Tübingen 10.10.2020–07.03.2021
von Johannes Meinhardt
Im Sommer 2018 hatte die Kunsthalle Tübingen die Ausstellung „Almost alive. Hyperrealistische Skulptur in der Kunst“ gezeigt; an diese schließt jetzt die Ausstellung „Supernatural. Skulpturale Visionen des Körperlichen“ an, die die Frage nach dem menschlichen Körper in die Zukunft verlängert und projiziert. Unter den Bedingungen gewaltiger Fortschritte der Naturbeherrschung am Menschen, mit den Möglichkeiten digitaler Steuerung bewegter Körpermodelle, der Robotik, aber auch der Steuerung der genetischen Entwicklung von Lebewesen, werden nun die Möglichkeiten interessant, Körper nicht nur durch Abgüsse zu verdoppeln, durch quasi dreidimensionale Fotos (technisch am fortgeschrittensten durch 3D-Scans und 3D-Drucker) nachzuformen, sondern durch Motoren zur Bewegung zu bringen (oder sogar neu zu entwerfen). Die Suggestion von Leben wird so fast unabweisbar: lebensähnliche Bewegungen des Körpers suggerieren Gestik, minimale Bewegungen des Gesichts Mimik.
Die Ausstellung umfasst 24 Arbeiten von 21 Künstlerinnen, Künstlern und Künstlerpaaren aus 11 Ländern der Welt: Arbeiten von Anne Carnein, Mat Collishaw, Anna Dumitriu und Alex May, Isa Genzken, Glaser / Kunz, Thomas Grünfeld, Alex Hanimann, Rebecca Horn, Sam Jinks, Krištof Kintera, Josh Kline, Peter Land, Goshka Macuga, Reiner Maria Matysik, Maurice Mbikayi, Fabien Mérelle, Patricia Piccinini, Takayuki Todo, Anna Uddenberg, Super Vivaz, Andro Wekua. Ein großer Teil der Arbeiten stammt aus den letzten fünf Jahren. Die mit Abstand früheste Arbeit ist „Schmetterling“, 1990, von Rebecca Horn, ein Apparat, der zwei tiefblaue Schmetterlingsflügel zum Schlagen bringt. Die Sujets sind durchweg abgegossene oder gedruckte menschliche Körper, teilweise nur Gesichter oder einzelne Körperteile, teilweise auch Tiere oder Pflanzen, im Einzelfall…
