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Zeichnen zur Zeit X · von Reinhard Ermen · S. 218 - 221
Zeichnen zur Zeit X ,

Andreas Karl Schulze

Da, wo Ottonormalverbraucher und andere kleine Leute mal einen Kaugummi kaufen oder Bier holen, am ‚Büdchen‘ um die Ecke besorgt er sich normalerweise sein Papier: DIN-A 4 vom Block, selbstverständlich Kästchen! In der Regel gibt es pro Blatt ca. 60 × 42 davon und jedes ist 0,5 cm groß. In diesem Areal bewegen sich die Zeichnungen von Andreas Karl Schulze. Man könnte wie in Tagen der Kindheit von einem ‚Malbuch‘ sprechen, es gilt bestimmte Felder mit der Farbe des Buntstiftes zu füllen. Die dafür ausgewählten Gevierte markiert er mit einem schwarzen Punkt in der Mitte. Jede dieser konstruktiven Zellen bekommt so ihren Kern. Das farbig gefasste, bzw. erfasste Quadrat rahmt er, wenn man so will zur Unterstreichung, mit einer zarten Linie aus Tusche. Was einfach und lebensnah beginnt, gewinnt im Verlauf des Prozesses an Komplexität.

Es entstehen Schmuckformen, die mal aussehen, als habe eine Vogelperspektive von anderswo sie inspiriert, es gibt (gestürzte) Schriftbänder, die sich einer Lektüre letztlich verweigern, da das bisschen Rest an Text im genormten Raster durchaus eigensinnig strukturiert wurde. Achtung, Achtung: ALPHABET verliert Kontakt zum Gesagten. Anders gesagt: „Es genügt zu sehen, was sichtbar ist.“ (Erich Franz) Eine Art Treppauf Treppab hat das Sagen aber zuweilen bleibt noch ein ganz klein wenig von der alten Botschaft übrig, die Andreas Karl Schulze in der „Süddeutschen“, einer Gebrauchsanweisung oder im Personenverzeichnis von Kleists „Käthchen“ gefunden hat. Der semantische Rest findet manchmal sogar wieder zu intakten Wortfeldern. Ein OK füllt viermal ein Blatt. Eine Leerzeile schafft Raum. Das fünfte…

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