Angela Bulloch
Was ist die Zeichnung? Die Frage ist gar nicht eindeutig zu beantworten, denn Angela Bulloch arbeitet mit Drawing Machines, die schon mal für die Dauer einer Ausstellung die Zeichnung auf die Wand bringen. Die Betrachter sehen ständig etwas anderes, schon in Bruchteilen einer Sekunde, hat sich der Permanentmarker, der durch Seilzüge an einer Stange geführt wird, weiter bewegt. Das Werk, im wahrsten Sinne des Wortes die ‚Arbeit‘ ist unterwegs. War das nun die Zeichnung, also die Performance in der Ausstellung, die in der Abbildung nur eine Momentaufnahme sein kann? Oder ist die Wand, das Papier in einem durchaus traditionellen Sinne die Zeichnung, wenn die öffentliche, mechanisierte Arbeit getan ist, wenn das Gerüst abgenommen wurde und ein großes (attraktives) Blatt übrig bleibt? Sollte der Prozess vor den Augen der Betrachter gar in diesem Sinne zielführend sein?
Eine Beantwortung erübrigt sich, die aufkommenden Fragen markieren eine multiperspektivische Daseinsform von Zeichnung, die mit solchen Vergewisserungen keinesfalls abgehakt ist. Akustische und soziale Impulse werden im Computer gewandelt und führen zu entsprechenden Resultaten; anders gesagt: Musiken, minimalistisch, ostinat und grundsätzlich, formen das Bild mit oder wahlweise die Bewegungen und Geräusche der Betrachter, die nolens volens in der Ausstellung abgegriffen werden. Es geht nicht um den Aha-Effekt, die zeichengebende Musik ist vor Ort in der Regel nicht zu hören, kann aber in separaten, freihändigen „Listening Stations“ eingenommen werden. Dafür empfiehlt Bulloch, sich auf die bereitgestellten und in einen inszenatorischen Gesamtentwurf eingepassten Sitzmöbel niederzulassen, genauso wie beim Betrachten der agierenden Maschinen. Die Installationen evozieren ganz bewusst ein…