Sebastian Rug
An den Anfängen könnte man sich festhalten, die hat es selbstredend gegeben, sind aber nicht mehr zu finden. Abschlüsse gibt es, doch von einem Ende mag man nicht sprechen, die Textur klingt zu den Rändern des Blattes aus, in das sie sich fügt, zuweilen mit gehörigem Abstand. Die Zeichnungen von Sebastian Rug sind schwer zu packen, denn letztlich entzieht sich die Arbeit dem schnellen Blick. Das macht sie gleichzeitig sehr anziehend, es hilft nur die intensive Erkundung und genügend Zeit. Ein Vergrößerungsglas möchte man haben, mit so einem Stoßseufzer hat sich schon Charlotte Bigg an die Arbeit des Sehens gemacht.
Der Künstler selbst braucht bei der Arbeit im Übrigen keine Lupe. Filigrane Lineaturen machen das Bild, vielleicht sollte man eher von einem GEBILDE sprechen, das beim genauen Hineinsehen schon mal wie gewebt erscheint, die Linien sind wie Fäden, manchmal zeichnet der Künstler auch richtiggehend diese Fäden und zwar mit einem phantastischen Realismus, dem partiell eine Portion Selbstironie mitgegeben ist. Virtuos klingt vielleicht etwas oberflächlich, aber wie soll man manche Partien verstehen, in denen ein perfektes Gerangel durch übereinander liegende Schleier entsteht. Andernorts fransen die Netze aus, Luftmaschen und Ausreißer machen sich selbstständig, es entstehen Leerstellen, die einfach so passieren, weil gegenläufige Vortriebe unterwegs sind. Das Raster steht unter Spannung. Letztlich ist das eine lineare Stofflichkeit, um die textile Metapher nochmals zu strapazieren, eine produktiv wuchernde wie kriselnde Textur, die als Ganzes nicht gebändigt, nicht gebügelt (pardon) werden will. Dabei gibt es weder Kette noch Schuss. In diesen Mikrodramen mit ihrer…