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Gespräche mit Künstlern · von Annelie Pohlen · S. 228 - 241
Gespräche mit Künstlern ,

Nil Yalter

Die Balladen der vielen Identitäten
von Annelie Pohlen

Nil Yalters poetischer Transhumanismus in Worten, Tönen, Bildern

„Exile is a hard job.“ Als Nil Yalter die Worte des türkischen Dichters Nâzim Hikmet 1983 erstmals in die Öffentlichkeit entlässt, lebt sie nach langer Wanderschaft seit 1965 mehr oder minder konstant in Paris. Sie lebt dort immer noch – und ist bis heute das geblieben, was sie immer schon war: Eine leidenschaftlich forschende Migrantin auf dem Terrain der weltweit um ihre ‚conditio humana‘ ringenden Fremden und Ausgegrenzten.

Sicher, erst waren es die Entscheidungen ihrer türkischstämmigen Eltern, weswegen sie, 1938 in Kairo geboren, im Kindesalter nach Istanbul zog. Schon 1958 tourt sie mit dem Dichter Théo Lésoual’ch über den Iran nach Pakistan und Indien. Auch diese Wanderschaft hat noch nichts mit der von Menschen gemein, deren bloße physische Existenz bedroht ist. Und schon gar nichts mit den Nöten jener, die sich auf den Weg machen, um denen zu helfen, die bleiben.

„Nil Yalter se veut un instrument, un amplificateur, en faveur de thèmes quasi obsessionnels: la situation de tous les travailleurs immigrés et la situation de la femme dans toutes les sociétés“, schreibt Georges Boudaille 1979 anlässlich ihrer „Immigration“ betitelte Ausstellung in Ris-Orangis 1979. Er musste es wissen, hatte er doch 1977 ihr multimediales Werk „Travailleurs Turcs à Paris“ auf der 10. Biennale in Paris gezeigt. In Ris-Orangis, einem jener traditionsreichen Orte im Umraum von Paris, die in den 60er Jahren vom vermeintlichen Fortschritt überrollt werden, findet Yalter das ideale Arbeitsfeld, um ihre künstlerischen Recherchen über die…

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