Köln
Andy Warhol Now
Museum Ludwig 12.12.2020–18.04.2021
von Sabine Elsa Müller
Schlechterdings wird es kaum möglich sein, in einer Warhol-Ausstellung neue, noch nie gezeigte Dinge auszubreiten. Wie kann also vermieden werden, dass sich trotz aller Konzentration auf wirklich hervorragende Werke doch nur gähnende Langeweile ausbreitet, weil das Dargebotene schlicht schon allzu bekannt ist? Und lässt sich – wie mit dem an den Namen angehängten „Now“ suggeriert – der Pop Art-Künstler gewinnbringend in die Gegenwart transponieren? Der Ausstellung „Andy Warhol Now“ mit über 100 Werken gelingt tatsächlich diese Meisterleistung, einen Künstler, dessen Werke wie bei keinem zweiten in das viel zitierte kollektive Gedächtnis eingegangen sind, in den Mittelpunkt unserer Zeit zu stellen, so dass wir ihn wie einen Zeitgenossen neu kennenlernen. Das liegt zum einen an dem biographisch geprägten Schwerpunkt der Ausstellung, der sich an seiner durch seine Queerness, seinem Migrationshintergrund und seiner Religiosität geformten Persönlichkeit orientiert. Ebenso deutlich herausgearbeitet wird aber auch Warhols (1928–1987) Bedeutung als Multimediakünstler, der zu seiner Zeit eine (freilich auf die damals verfügbaren Medien bezogene) Medienkompetenz entwickelte, wie sie heute als allgemeiner Standard bezeichnet werden kann.
Paradigmatisch für den von den Ausstellungsmachern Stephan Diederich und Yilmaz Dziewior gesetzten Fokus ist eine Auswahl der Screen Tests im Entree zur Ausstellung. Die Bezeichnung Screen Test bezieht sich auf die in Hollywood übliche Vorgehensweise, neue Gesichter zu filmen, um ihre „Leinwandpräsenz“ zu testen. Zwischen 1964–1966 überließ Warhol insgesamt an die 500 Personen für jeweils drei Minuten der Kamera – berühmte Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur und der New Yorker High Society –…