vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Titel: Kunstnatur I Naturkunst · von Ingeborg Reichle · S. 86 - 95
Titel: Kunstnatur I Naturkunst ,

Bio-Art: Die Kunst für das 21. Jahrhundert

von Ingeborg Reichle

Mit der Entstehung der Bio-Art sind die Ausdrucksmittel der Künste reicher geworden. Den traditionellen Ausdrucksmitteln sind neue biologische Medien an die Seite getreten, deren Spektrum von transgenen Organismen bis hin zu synthetischer DNA reicht. Biotechnologische Methoden und Verfahren zur Manipulation und Rekombination des genetischen Codes auf molekularer Ebene faszinieren von Beginn an Wissenschaftler und Künstler gleichermaßen. Die Aussicht, neuartige Lebewesen im Labor herzustellen, veranlasst zu Beginn der 1980er-Jahre zahlreiche Künstler sich diesem neuen Zweig der Technowissenschaften zuzuwenden. Dabei gilt es, zukünftige Szenarien des Lebendigen auszuloten, in welchen die biologische Vielfalt nicht mehr nur durch die Mechanismen der Evolution entsteht, sondern gezielt durch Menschenhand. Das Rekombinieren von Genen über Artgrenzen hinweg und damit die Herstellung sogenannter transgener Organismen führt zu einer umfassenden Neubewertung des Verhältnisses von Kunst, Technik und Natur und wird zum Resonanzboden der Bio-Art.

Den Ausdruck Bio-Art führt im deutschsprachigen Kontext der österreichische Künstler und Medientheoretiker Peter Weibel mit seinem Aufsatz „Biotechnologie und Kunst“ im Jahr 1981 ein. Hier wird erstmals auf die Verwendung biologischer Systeme als künstlerische Ausdrucksmittel verwiesen – im Sinne einer neuen Kunstrichtung, die Weibel als Bio-Art bzw. biotechnische Kunst bezeichnet.1 Mit den Anfängen, artifizielle biologische Systeme als künstlerische Medien in die Kunst zu integrieren, beginnt zugleich eine scharf geführte Kontroverse darüber, ob unter dem Ausdruck „Bio-Art“ jede Form von künstlerischer Auseinandersetzung mit biotechnologischen Verfahren und deren gesellschaftlichen Konsequenzen zu subsumieren sei, oder einzig und allein jene Kunstäußerungen, die buchstäblich mit dem Einsatz von Biomedien hands-on im Labor entstehen.

Zu…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei

von Ingeborg Reichle

Weitere Artikel dieses/r Autors*in