Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger
Humus Humanum oder das Hirn ein Wald, die Seele ein Garten
von Kirsten Claudia Voigt
„Die Pflanzen sind die Ursuppe der Erde, und sie ermöglicht es, dass die Materie Leben werden und das Leben sich zur ‚rohen Masse‘ zurückverwandeln kann. Diese radikale Mischung, die alles an ein und demselben Ort koexistieren lässt, ohne Formen und Substanzen zu opfern, nennen wir Atmosphäre.“1 Was der in Frankreich lehrende Philosoph Emanuele Coccia in seinem Versuch, eine „Philosophie der Pflanzen“ zu begründen, formuliert, klingt annähernd wie eine Beschreibung dessen, was Gerda Steiner (*1967) und Jörg Lenzlinger (*1964) mit ihren installativen Großprojekten eruieren und produzieren. Als Paar starteten sie ihre gemeinsame Welt-Expedition 1997 und studieren seither lokale und globale Atmosphären, machen vorhandene sichtbar und schaffen neue, in die Organisches und Anorganisches eingeht und sich wechselwirkend zu verwandeln scheint. Sie verändern durch Beobachtung, ästhetische Infiltration und von Beginn an auch durch philanthrope Interaktion. Dazu gehörte schon eine ihrer frühen gemeinsamen performativen Aktionen, die zu Vergnügen und rund 70 Fotos führte – Lift-up (1998 / 1999) entstand auf einer Weltreise, auf der Gerda Steiner der „Freude an neuen Bekanntschaften durch das Hochheben der Leute, die das überhaupt nicht erwartet haben“ Ausdruck…