Guerilla-Gardening, Paradiesgärtlein und planetarischer Garten
Zur Aktualität des Gartens als Metapher und künstlerisches Wirkungsfeld
von Judith Elisabeth Weiss
Die Idee des Gartens gedeiht. Zahlreiche Ausstellungen haben in den letzten Jahren auf die Metapher des Gartens zurückgegriffen, auch wenn der Garten als Sujet in der Kunstgeschichte eher stiefmütterlich behandelt wird. So präsentierte Alexander Kluge im Württembergischen Kunstverein seine Schau Gärten der Kooperation (2017 / 2018), die die Idee des Gemeinsamen und der Kooperation an Formen der Emanzipation koppelte. Die Ausstellung Jardins im Grand Palais Paris (2017) machte deutlich, dass Gärten nicht pure Natur, sondern immer Ausdruck eines ganz spezifischen Denkens sind und eine Verbindung von Natürlichem und Kulturellem herstellen. 2017 richtete das Kunstmuseum ARoS in Aarhus seine Triennale unter dem Titel The Garden. End of Times, Beginning of Times aus und beschäftigte sich mit den Verwicklungen von Mensch, Kunst und Natur aus einer historischen Perspektive. Das Kunsthaus Wien präsentierte die Ausstellung Das Haus als Wirt (2018) des Künstlerinnenduos Resanita, das eine Enzyklopädie der Flora als integralen Bestandteil des Ausstellungshauses erstellte und dabei auch politische Pflanzen ins Visier nahm. Und die Manifesta 12 in Palermo (2018) nutzte unter dem Titel The Planetary Garden. Cultivating Coexistence die biophile Metapher um – kurz gesagt – mehr Respekt vor dem Leben einzufordern.
In einer Zeit der Ökokrise, der Fundamentalismen und der in jüngster Vergangenheit immer wieder beklagten Verrohung der Gesellschaft sind es die symbiotischen Kräfte im Reich der Flora, die die Gartenmetapher gegenwärtig attraktiv machen.
In der Biologie ist die Rede davon, dass ungleiche „Partner“ höchst effektive „Lebensgemeinschaften“ eingehen…