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Ausstellungen: Leipzig · von Peter Funken · S. 243 - 244
Ausstellungen: Leipzig ,

Leipzig
Gerd Rohling

Der Sprung / The Leap
Museum der bildenden Künste Leipzig 26.09.2018 – 06.01.2019

von Peter Funken

Berlin im Mai 1992, drei Jahre nach der Wende befindet sich die ganze Stadt im Umbruch. Vieles ist unübersichtlich, sogar chaotisch. Gerd Rohling wohnt im Wedding und veranstaltet Ecke Brunnenstrasse und Gustav-Meyer-Allee auf einem großen Flohmarkt seine spektakuläre Aktion „Der Sprung“, ein Happening mit Skulpturen. Auf Flohmärkten werden zu dieser Zeit merkwürdige Dinge verhökert, kuriose Erzeugnisse aus Osteuropa, Hehlerware, sogar Waffen. Für Rohling (* 1946) ist die Situation in Berlin damals künstlerisch herausfordernd. Mit seiner Aktion kommentiert er den historischen Zeitsprung und den Riss im Raum, der im damaligen Alltag konkret zu erleben ist. Ein Flohmarkt ist ihm als Hintergrund und Bühne gerade recht, stellt er doch öffentlichen Raum par excellence dar. Mit rund 20 Skulpturen erschafft Rohling am Rande des Markts ein komplexes Environment, eine soziale Skulptur voller Ironie und Biss. 26 Jahre später ist „Der Sprung“ noch einmal im Leipziger MdbK zu besichtigen.

Die Unterschiede zwischen beiden Ausstellungen sind offensichtlich; war es 1992 eine ephemere Veranstaltung an einem Wochenende, so ist die museale Version auf längere Zeit angelegt. Ihr ärmliches Umfeld im Wedding am Flohmarkt zwischen Imbiss, Toilettencontainer, Kirche und Spielsalon tauscht die Ausstellung gegen den Innenraum des Museums: Mit offenen Terrassen, Höfen und der optischen Verbindung in den Stadtraum besitzt dieser Passagencharakter. Die Re-Inszenierung gelingt erstaunlich gut, obwohl sich Kontext und Semantik seit der Erstaufführung verändert und verschoben haben. Sie gelingt auch deshalb, weil Rohling den „Leipziger Sprung“ nicht nur mit weiteren…

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