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Essay · von Michael Hübl · S. 226 - 231
Essay ,

Im Skurrilotop

Nur oberflächlich oder Manifest diffamierend? – Kunstverständnis und Künstlerbild in Florian Henckel von Donnersmarcks Film „Werk ohne Autor“
von Michael Hübl

Gerhard Richter hat sich distanziert, Florian Henckel von Donnersmarck auch. Der Maler hat den Trailer zu dem Film „Werk ohne Autor“ gesehen und geurteilt: „zu reißerisch“.1 Der Regisseur verweist auf das 188-minütige Ganze, das sich in einem Mini-Zusammenschnitt nicht erfassen lasse. Außerdem gehe es nicht darum, die Biografie des Künstlers nachzuerzählen. Es gelte die Freiheit der Kunst – und die sei auch auf die Lebensumstände von Gerhard Richter anwendbar.

Die Freiheit der Kunst und die bildende Kunst überhaupt dienen als dramaturgisch verzahnte Hintergrundfolie des dritten Langfilms, mit dem der Regisseur an die Öffentlichkeit getreten ist. Malerei, Bildhauerei, Performance oder andere ästhetische Experimente des 20. Jahrhunderts werden in einem Maße in den Plot eingebunden, die es notwendig machen zu fragen: Welches Künstlerbild vermittelt „Werk ohne Autor“ und welchem Kunstverständnis wird dort Raum gegeben?

Die erste Szene des Films, zu dem Henckel von Donnersmarck auch das Drehbuch geschrieben hat, katapultiert das Geschehen in die Mitte national sozialistischer Kunstideologie. Eine Titeleinblendung markiert Ort und Zeit der Handlung: „Dresden 1937“.2 Schauplatz ist eine authentisch anmutende Rekonstruktion der Ausstellung „Entartete Kunst“. Die wurde zwar am 19. Juli 1937 in den leergeräumten Sälen des Archäologischen Instituts der Universität München eröffnet und war in den vier Folgejahren, in denen sie als Wanderausstellung durch das Deutsche Reich tourte, in Dresden nie zu sehen.Henckel von Donnersmarck kommt der historischen Wahrheit jedoch insofern entgegen, als in der Hauptstadt Sachsens bereits 1933…

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