vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
KUNSTFORUM-Serie: 100 jahre bauhaus · von Ronald Berg · S. 312 - 315
KUNSTFORUM-Serie: 100 jahre bauhaus ,

KUNSTFORUM-Serie: 100 jahre bauhaus
Das große „100 jahre bauhaus“- Jubiläum – Bilanz, Jubelfeier oder Marketingkonzept?

von Ronald Berg

Im Jahr 2019 soll gefeiert werden. Vor 100 Jahren also wurde das Bauhaus in Weimar gegründet, 1925 zog es nach Dessau, 1932 ging es nach Berlin, wo es sich nach knapp einem Jahr auf Druck der nationalsozialistischen Machthaber selbst auflöste. Die Reformschule existierte also nur 14 Jahre, hatte insgesamt 1.253 Schüler und drei Direktoren.

Der zum Jubiläum gegründete Bauhaus Verbund der drei Bauhaus-Museen in Weimar, Dessau und Berlin zusammen mit der Bundeskulturstiftung und elf Bundesländern hat für 2019 ein Jahresprogramm mit 600 Veranstaltungen auf die Beine gestellt. Allein der Bund gibt 17 Millionen Euro dazu und spendiert weitere 52 Millionen für neue Bauhausmuseen an den drei historischen Standorten.

Der offizielle „Jubiläumskalender“ verheißt „365 Tage Bauhaus“. Man weiß nicht, ob es eine Drohung ist. Wahrscheinlich ist es schlicht Aktionismus. Das Bauhaus-Jubiläum ist zur Staatsaktion geworden. Denn im Grunde feiert man sich selbst: das gute, das bessere Deutschland, das in die Welt ausgestrahlt hat. Jeder Freischwinger ein Botschafter für das fortschrittliche, aufgeklärte und moderne Deutschland.

Tatsächlich hat man mit dem letzten Bauhaus-Direktor Ludwig Mies van der Rohe in ähnlicher Form schon 1929 einmal Staat machen wollen. Auf der Weltausstellung in Barcelona durfte Mies den Deutschen Pavillon gestalten und die darin befindlichen Möbel gleich dazu. Mies’ Barcelona Pavillon sollte das nach dem Ersten Weltkrieg angeschlagene Image Deutschlands umkodieren: Deutschland habe nun eine andere Gesinnung, es sei modern geworden. Mies’ Formen – etwa sein Barcelona-Sessel mit Stahlkufen und Lederpolster –…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei