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Titel: 58. Biennale Venedig - Länderbeiträge Giardini · von Heinz-Norbert Jocks · S. 222 - 227
Titel: 58. Biennale Venedig - Länderbeiträge Giardini ,

Deutschland

Natascha Süder Happelmann
Ankersentrum

Kommissar: ifa (Institut für Auslandsbeziehungen)
Kuratorin: Franciska Zólyom
Ort: Giardini

Die Stumme mit dem Stein auf dem Kopf

Jetzt, da das Hetzen von einem Pavillon zum nächsten, kreuz und quer durch Venedig, hinter uns liegt, ist die Zeit reif, in aller Ruhe zu rekapitulieren: Was von dem dort Ausgestellten hat sich in unser Gedächtnis so eingebrannt, dass es nach wie vor innere Reaktionen auslöst? In so einem Resümee wirkt der sperrige Beitrag im Deutschen Pavillon wie ein Störfall. Er stammt von Natascha Süder Happelmann, die eigentlich Natascha Sadr Haghighian heißt, und ist mit Ankersentrum in Anspielung auf die umstrittenen, für die Abschiebung von Asylbewerbern eingerichteten Ankerzentren in Bayern betitelt. Dass die Künstlerin sowohl ihren Namen als auch das Wort „Ankerzentrum“ überschrieben hat, ist bereits Programm. Plus Konsequenz, die sie aus der Erfahrung der sprachlichen Verschiebung und häufigen Falschschreibungen ihres Namens gezogen hat. Diese hat die durch die documenta 13 und 14 bekannt gewordene Professorin an der Bremer Kunsthochschule im Laufe von 30 Jahren gesammelt und daraus für ihre Arbeit in der Lagunenstadt einen deutschklingenden kreiert. Wie der Name, so ist für sie auch die Identität nichts anderes als ein Konstrukt. Ein Grund neben anderen dafür, dass sie in der Öffentlichkeit gesichtslos, mit einem Stein aus Pappmaché auf dem Kopf auftrat und sich durch die Berliner Schauspielerin Susanne Sachsse als offizielle Sprecherin namens Helene Duldung vertreten ließ. Neben dieser stand sie stumm da und ließ Reden von den ihr überreichten Manuskriptseiten ablesen. Darunter eine, die, mit Zitaten von Rosa Luxemburg, vor…

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von Heinz-Norbert Jocks

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