58. Biennale Venedig: Gespräche
Jimmie Durham
Kunst schafft keine Bedeutung
Jimmie Durham, 1940 in Houston, Harris County ( Texas) geboren, politischer Aktivist, Konzeptkünstler und Schriftsteller, begann seine künstlerischen Aktivitäten um 1960 in der Zeit der Bürgerrechtsbewegung. Von 1973 bis 1980 bekleidete er politische Ämter u. a. in dem American Indian Movement. Er war 1974 Mitbegründer des International Indian Treaty Council und wirkte später als Vertreter des IITC bei den Vereinigten Nationen an einer Erklärung für die Rechte der indigenen Völker. Nun erhielt er für sein Lebenswerk den Goldenen Löwen.
Heinz-Norbert Jocks: Kannst du deine Arbeiten auf der Biennale einmal beschreiben?
Jimmie Durham: Im internationalen Pavillon in den Giardini habe ich eine große, 600 kiloschwere Platte aus schwarzem Serpentinstein installiert. Sie ist drei Meter lang, zwei Meter hoch, aber nur vier Zentimeter dick. Daneben ist eine so kurze wie bündige Erklärung als Teil der Arbeit angebracht. Sie handelt von der Herkunft des Steins aus Indien in der Nähe zu Myanmar. Von den Bergarbeitern, die diesen ausgegraben haben, sowie von seinem Transport nach Berlin. Davon, wie ich ihn dort von einem Steinhändler abgekauft habe und schließlich nach Venedig befördern ließ. Alles in allem ein wunderbares Gestein, um das herum sich einst das erste Leben auf der Erde entwickelt hat. Diese Lebewesen namens Archaeen existieren immer noch, tief unten auf dem Meeresgrund. Man hat herausgefunden, dass die meisten Lebewesen auf der Erde von der Art dieser Urbakterien sind. Sie mögen keinen Sauerstoff, fressen fast ausschließlich Wasserstoff, gelegentlich auch Schwefelsäure.
Für die Arsenale fertigte ich…