Großbritannien
Cathy Wilkes
Kommissarin: Emma Dexter
Kuratorin: Zoe Whitley
Ort: Giardini
Anlässlich der 58. Biennale Venedig zeigt Großbritannien eine Einzelausstellung von Cathy Wilkes. 1966 in Dundonald, Belfast, Nordirland geboren, lebt und arbeitet die Künstlerin heute in Glasgow, Schottland. Im wahrscheinlich entscheidenden Jahr des „Brexits“ eine sicher nicht ganz unpolitische Wahl. Keine Hommage an ein Lebenswerk, aber auch keine radikal zeitgenössische Präsentation, ist die Schau eine typische Mid-Career-Veranstaltung, die das Augenmerk auf eine Künstlerin lenkt, deren Werk gerade erst entdeckt wird. So erhielt Cathy Wilkes 2016 den erstmals vergebenen Maria Lassnig Preis und zeigte vor zwei Jahren im MoMA PS1, New York ihre bis dahin größte Soloshow.
Und jetzt also der Auftritt auf der Biennale. Wilkes hat dafür ein ganzes Konvolut neuer Arbeiten entwickelt – skulpturale Installationen, Gemälde, Drucke und Arrangements kleinerer Objekte. Die Inszenierung in den wunderbar lichten Räumen des Pavillons wirkt auf den „ersten Blick“ luftig, leicht und schwerelos. Eine mit Gaze bespannte rechteckige Konstruktion, getrocknete Pflanzen, ein kleiner Kunstdruck, Kinderfiguren mit runden Köpfen und geschwollenen Bäuchen, zartfarbige abstrakte Gemälde, Putzlumpen, Landschaftsmalerei, eine Art „Gute Stube“ mit Kristallglas, Porzellan und Spitzendeckchen, eine Frauengestalt, barfüßig, in einem grünen, abgetragenen Kleid …
Spätestens beim Blick auf die verkrampften Zehen dieser kopflosen, verhärmten Gestalt, an deren Gewand Miniaturfotos Suppe löffelnder Kinder geheftet sind, bekommt man ein Gefühl für das häusliche Drama, für das Nicht-Sein hinter dem schönen Schein, für die Anstrengungen, die notwendig sind, um „das alles“ irgendwie zusammen und am Leben zu erhalten. Wer genau hinschaut, der entdeckt am Boden nicht nur eine winzige Blumenvase mit…