Relektüren
Folge 59
Rainer Metzger
Das zweite Heft des soeben den Diskursmief auffrischenden Periodikums Kursbuch trug den Titel Von der Gewalt. 1965 war das, Frantz Fanons erstes Kapitel der Verdammten der Erde war nur als „De la violence“ und noch nicht auf Deutsch erhältlich, doch natürlich spukte die hier apostrophierte Bereitschaft bereits in den bald revolutionären Hirnen. Jedenfalls theoretisch. Zusammen mit Karl Markus Michel war Hans Magnus Enzensberger Gründungsherausgeber der Fahrplanpostille, damals bei Suhrkamp verlegt und zu dessen zukünftiger Diskurshoheit nicht wenig beitragend. Michel und Enzensberger waren Jahrgang 1929, ebenso wie Jürgen Habermas, Ralf Dahrendorf oder Peter Szondi, allesamt auf ihre Art APO-Opas und dem Frankfurter Verlagshaus verbunden.
Enzensberger entließ 1975 sein publizistisches Baby in die Selbständigkeit, um 1980 ein neues in die Welt zu setzen. Transatlantik hieß es, aus der Geistigkeit wurde Zeitgeistigkeit, und es sollte jener irgendwie zu Geld gekommenen, gerne coolen und immer auch parvenühaften Urbanität zuarbeiten, die man damals auf den Begriff Postmoderne brachte. Natürlich erschien das Heft in München (wer Genaueres dazu erfahren möchte sei auf Mitgeschrieben. Die Sensationen des Gewöhnlichen aus dem Jahr 2015 verwiesen, in dem Michael Rutschky, damals Redakteur des Monatsblattes, sich tagebuchartig die Atmosphäre von der Seele schreibt). Das Mai-Heft des Jahres 1981 von Transatlantik stattete Enzensberger mit einem Essay aus, das dem Verfasser dieser Relektüre besonders im Gedächtnis geblieben ist. Das Ende der Konsequenz feierte ganz lyotardisch die neue Losgelöstheit von den großen Erzählungen, indem es eine Geschichte erzählte: Eine Geschichte von einem Dozenten an der Sorbonne, „sein Spezialgebiet war die Volkswirtschaft der…