Je virtueller unsere Welt wird, umso mehr wächst die Sehnsucht nach analogen Erlebnissen
Stephan Berg, Intendant des Kunstmuseums Bonn im Gespräch mit Peter Funken
Seit 2008 ist Stephan Berg Intendant des Kunstmuseums Bonn. Bereits vorher machte er sich einen Namen als Direktor der Kunstvereine in Freiburg und Hannover. Er lehrte Kunsttheorie und Kunstgeschichte an verschiedenen Universitäten und Kunsthochschulen und ist Honorarprofessor an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Er hat zahlreiche Ausstellungen kuratiert, so etwa 2019 das viel beachtete Projekt „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ – eine große Kooperation der Museen Bonn und Wiesbaden, des Museums Gunzenhauser in Chemnitz und der Deichtorhallen Hamburg. Auf die Corona-Krise und den ersten Lockdown hat Stephan Berg mit seinem Team im Kunstmuseum Bonn mit virtuellen Angeboten reagiert, die zeigten, wie der moderne Museumsbetrieb organisiert ist. Danach erfolgte die Wiedereröffnung des Museums mit wirkungsvollen Hygienemaßnahmen. Auf den zweiten Lockdown und seine Einschränkungen hat Stephan Berg kritisch reagiert, weil dabei die wichtige gesellschaftliche Bedeutung von Kunst und Kultur nicht reflektiert worden ist,und Museen in diesem Zusammenhang nicht mehr als Bildungseinrichtungen sondern nur noch als Teil der Freizeitindustrie eingestuft werden.
Peter Funken: Du leitest das Kunstmuseum in Bonn, ein bedeutendes Haus. Wie siehst Du die gegenwärtige Situation angesichts der Corona-Krise im Museum und außerhalb des Museums, wie siehst Du die Gegenwart und Zukunft – auch für Kunst und Museen?
Stephan Berg: Schon vor Corona war die Frage nach dem Selbstverständnis der Kunst und der Museen in einer globalen Welt drängend und dringend. Ebenso wie die Notwendigkeit ressourcenschonender…