Kein Angebot von deutschen Museen
Netzkunst in Zeiten von Corona
von Tilman Baumgärtel
Krisen können Chancen sein, die eigene Praxis neu zu überdenken und veränderten Gegebenheiten anzupassen. Auch wenn hier nicht gesagt werden soll, dass die Coronakrise auch ihr Gutes hatte – Kulturinstitutionen in Deutschland und in der ganzen Welt wurden durch die Pandemie gezwungen, sich neue Methoden zu überlegen, um ihr Publikum zu erreichen.
Die meisten Museen und Theater in Deutschland haben das Internet zuvor lediglich als Methode genutzt, um über ihre Aktivitäten zu informieren und vielleicht noch einige Fotos in den Sozialen Medien zu verbreiten. Doch während des Lockdowns begannen einige von ihnen, das Netz, das inzwischen seit mehr als zwei Jahrzehnten für solche Experimente zur Verfügung steht, zu nutzen, um die eigenen Produktionen an den Mann und an die Frau zu bringen. Theater streamten ihre Aufführungen, Konzerthäuser ihre Musikveranstaltungen, Museen Führungen, Erklärvideos oder Podcasts über ihre Produktionen.
Nicht alles war gelungen, und bei dem riesigen Angebot begann beim Publikum, das auf den realen Besuch von Kulturveranstaltungen verzichten musste, schnell eine Art Bildschirm-Fatigue einzusetzen. Wer schon den ganzen Tag im Homeoffice vor dem Monitor verbrachte, wollte oft nicht auch noch den Feierabend am Computer sitzen. Aber für die Netzkunst als ein Kunstgenre, das für die Verbreitung und die Betrachtung im Netz geschaffen wurde, entstand in dieser Situation neue Aufmerksamkeit. Medien wie der Guardian oder Buzzfeed, Art Forum oder Arty, die zuvor wenig Interesse an Netzkunst gezeigt hatten, veröffentlichten auf einmal ausführliche Würdigungen aktueller Online-Ausstellungen; die New York Times entdeckte gar „The Unexpected…