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Ausstellungen: Tbilisi · von Jens Asthoff · S. 289 - 291
Ausstellungen: Tbilisi ,

Tbilisi
Ketuta Alexi-Meskhishvili

Boiled Language
LC Queisser 12.10.– 20.12.2020

von Jens Asthoff

Das Blau hat Präsenz. Aus nur einem fein nuancierten Farbton entfaltet Ketuta Alexi-Meskhishvili in I am your slice (alle Arbeiten 2020) einen abstrakten Bildraum, leuchtend und von unbestimmter Tiefe. Die Größe des Abzugs intensiviert es noch, verleiht ihm Weite, der Blick kann sich darin verlieren. Leise, in sich gekehrt, hat es doch Ausstrahlung und Kraft. Der lichte Farbraum wird von einer knappen Linienarchitektur gekreuzt und gehalten, zartes Gerüst im flüssigen Blau, und es macht das Bild eher fragiler. Die Strichzeichnung kreist vage eine Zone der Verdichtung ein. Kurz meint man, da etwas aufblitzen zu sehen, ein Gesicht, einen Blick. Und bleibt dann doch auf der Schwelle zur Ahnung.

Alexi-Meskhishvili lotet Ambivalenzen des Sehens aus. „Für meine neuen Arbeiten habe ich über den Raum zwischen Objekt und Reproduktion nachgedacht, darüber, auf wie viele Arten sich etwas reproduzieren oder kopieren lässt, wie viel Fehlerhaftigkeit, Übersetzung, Mehrdeutigkeit und Abweichung in diesem Raum stattfinden können“, sagt sie. Und, so möchte man angesichts der Bilder ergänzen, welches poetische Potenzial das birgt. Alexi-Meskhishvili unterläuft Vorstellungen von Fotografie als einem primär dokumentarischen Medium, indem sie Methoden subjektiviert, pluralisiert, neu erfindet. Sie rückt Distanzen ein zwischen Gegenstand und Repräsentation, und oft ist bei ihr die Darstellungsebene der Werke von Aspekten fotografischer Medialität durchdrungen: Belichtung, Ausbleichung, Materialität von Negativ und Fotopapier, Differenzen analoger und digitaler Verfahren, Überlagerung von Korn und Pixel, kameralose Fotografie – das und mehr macht Alexi-Meskhishvili zum Narrativ, mal motivisch im Stillleben, mal prozessual in experimentellen Bildverfahren. So…

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