Kunst bietet ein Lebenselixier, das allen zugänglich sein sollte
Johan F. Hartle, Rektor der Akademie der bildenden Künste Wien im Gespräch mit Ursula Maria Probst
Johan Frederik Hartle ist seit Oktober 2019 Rektor der Akademie der bildenden Künste Wien. Zuvor war er kommissarischer Rektor und Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Nach seiner Promotion in Münster / Westfalen führten ihn Forschungsstipendien nach Jerusalem und Rom bevor er zum Assistenzprofessor für Kunst- und Kulturphilosophie an der Universität Amsterdam wurde. Hartle ist außerordentlicher Professor für Ästhetik an der China Academy of Art in Hangzhou und assoziiertes Mitglied am Institute for the Humanities der Simon Fraser University, Vancouver, Kanada. Seine Veröffentlichungen beschäftigen sich mit Positionen der zeitgenössischen Kunst, institutionellen Kunsttheorien, politischer Ästhetik und der Tradition des Roten Wien. Wie spezifische Formen von Kunst und Öffentlichkeiten miteinander verbunden sind, soll in zukünftigen Projekten der Akademie verstärkt mitreflektiert werden.
Ursula Maria Probst: Die Covid-19-Krise stellt vor neue Herausforderungen, die auch den Umgang mit Kunst und Öffentlichkeiten betreffen. Wie geht eine Kunstakademie mit dieser Veränderung um?
Johan F. Hartle: Zunächst einmal haben wir ja Öffentlichkeit verloren, weil der geteilte Außenraum und auch die Räumlichkeiten der Akademie auf virtuelle Räume reduziert wurden. In solchen virtuellen Räumen, in Videokonferenzen finden aber in der Regel keine zufälligen Begegnungen statt. Deswegen muss Öffentlichkeit viel aufwändiger erzeugt werden.
Seit Mitte März 2020 gibt es den Aufruf, Gedanken und Interventionen als Corona Essays auf die Akademie-Website zu stellen. Mit Ihrem Essay „Covid-19 und die ästhetisch-politische Ordnung“,…