Den Haag
Nicole Eisenman & The Moderns
Kunstmuseum Den Haag 12.11.2022–12.02.2023
von Luisa Fink
Seit den Skulptur Projekten 2017 in Münster sind die Arbeiten von Nicole Eisenman vielen bekannt. Im Stadtpark versammelte die Künstlerin um ein Wasserbassin fünf überlebensgroße Figuren, die dem Nichtstun und der Erholung nachgehen. Sie liegen im Gras, strecken sich in den Himmel oder trinken aus einer Getränkedose. Mehrfach war die zwanglose Szene einem Vandalismus ausgesetzt. Einer Figur wurde der Kopf abgeschlagen, einer anderen ein Hakenkreuz aufgesprüht. Die unbekleideten Figuren sind ebenso männlich wie weiblich, eine Balance zwischen Gender-Zuschreibungen. War es dies, was derartige Attacken provozierte?
Die Brunnenfiguren sind programmatisch für das Werk von Eisenman, die häufig androgyne Figuren in Szene setzt, sich selbst als genderneutral definiert und im Englischen das Pronomen „they“ verwendet. In ihrer Wahlheimat New York hat sich die 1965 in Verdun geborene Eisenman als Aktivistin der LGBQT+ Bewegung einen Namen gemacht. Wie ihr Werk veranschaulicht, geht es dabei nicht nur darum, eine binäre Gender-Auffassung aus den Angeln zu heben. Vielmehr ruft sie immer wieder die weiblichen und genderneutralen Anteile innerhalb einer männlich dominierten Kulturhistorie wach und füllt diese mit neuem Leben. Viele von Eisenmans Gemälden wie Mining I / II (2005), in Den Haag in der Ausstellung zu sehen, betonen genau dies: Beinahe elysische Berglandschaften sind von nackten Frauen bevölkert. Sie jagen, bauen, kartografieren, vergießen Blut und leben eine lesbische Liebe. Offensichtlich sind dies noch nicht ausreichend erzählte Realitäten, denn sie müssen erst aus der Erde ausgegraben und geborgen werden, wie Eisenman mit einem tiefen Schacht…