London / Bilbao
Olafur Eliasson
In Real Life
Tate Modern 17.07.2019 – 05.01.2020
Guggenheim Museum Bilbao 14.02. – 21.06.2020
von Edgar Schmitz
Was Olafur Eliasson in der Tate als Inn Real Life inszeniert hat den Anspruch, Modelle zu einem anderen Umgang mit dem Planetarischen zu ermöglichen. Die Dringlichkeit des Anliegens ist sein Hintergrund: im Vorfeld der Ausstellung und als Auftakt zu ihr hatte Eliasson Eisblöcke aus einem Gletscher in Grönland nach London schiffen lassen, die dann zwischen den Birken des Tate-Vorplatzes an der Themse vor den Augen des Publikums scheinbar langsam zerschmolzen und damit im Zeitraffer die klimatischen Verwüstungen des 21. Jahrhunderts als Trauerspiel aufführten. Ice Watch London war eine medienwirksame Dramatisierung der Zerstörung, vor allem aber auch eine aus der Geschichte des Erhabenen abgeleitete Herausforderung daran, welches Mandat aus der Kunst als direkter Zeugenschaft abzuleiten sein könnte, wenn diese die Spannung zwischen jahrtausendealten Sedimentierungen und tagespolitischer Beschleunigung ausreizt. Eliasson manipuliert die zeitliche Materialität des Planetarischen hier so, dass das Kunstmaterial als Prisma funktioniert, dessen materielle Eigenschaften sich in der Spannung von direkt Gegebenem und Unfassbarem aufdrängen.
Dass Eliasson und seine erweiterte Atelierwelt sich der Herausforderung der Klimakatastrophe zu stellen versuchen, ist offensichtlich und hier auch nicht wirklich die Frage: das Terrassen-Restaurant betont als korrektiver Eingriff in die Abläufe der Tate das Potenzial kollektiv erarbeiteter Nachhaltigkeit, und Arbeiten wie das massenproduzierte solarbetriebene Licht Little Sun verstehen sich als direkter Beitrag zur Entwicklung zukunftsfähiger Technologien in der Ära des globalen Klimakollapses.
In der Ausstellung selbst – die aller nominellen Nicht-Linearität zum Trotz als monografischer Überblick inszeniert ist,…