Thomas Huber
Am Horizont
Kunstmuseum Bonn 29.09.2016 – 08.01.2017
von Martin Seidel
Thomas Huber gehört zu den Künstlern, die den Fokus auf die Kunst selbst richten. Seit dem Studium bei Fritz Schwegler an der Düsseldorfer Kunstakademie vor über dreißig Jahren hält der in Berlin lebende Schweizer das totgesagte Medium Tafelmalerei am Leben. In der Ausstellung im Bonner Kunstmuseum bleibt er mit Exponaten, die nicht älter als sieben Jahre sind, im angestammten Diskurs. Er räsonniert darüber, was ein Bild ausmacht, übers Malen und das Bildermachen, übers Sehen, Wahrnehmen und Verstehen, über kunstgeschichtliche Zusammenhänge und institutionelle Verflechtungen – und ist dabei nie langweilig.
90 Gemälde und Aquarelle, ergänzt um neun Architekturmodelle, bilden eine Theorie, Apologie und Anthropologie der Malerei. Die Leinwand „Rette sich wer kann“ taucht als programmatischer Auftakt der Ausstellung gleich in die Tiefen der Kunstwelt. Sie blickt ins Maleratelier; die Wände dort sind nach einem Brand verkogelt, auf den Lachen des Löschwassers schwimmt ein Tisch mit einem als Segel instrumentalisierten Gemälde auf der Staffel. Das Bild fragt, so befremdlich es ist, in einer unvermissverständlichen Symbolsprache, was Kunst außerhalb des Kunstbetriebs kann. Wie es aussieht, kann sie, wenn es hart auf hart kommt, so viel oder so wenig wie in Schillers Räuber das „Theaterfeuer, das keine Pfeife Tabak anzündet“. Weit wird dieses Floß jedenfalls kaum kommen – das Bild hingegen hat seinen Liebhaber gefunden und wird auf Ausstellungen bewundert.
Die in den Bildern angestoßenen Diskurse sind nicht neu, aber witzig, hintersinnig und ungemein intelligent. Die Museums-/Galerieräume von Hubers Bildern haben eine klare Tektonik, bieten aber keinen Halt….