München
Astrid Klein
Dass vollkommene Liebe die Angst austreibe.
Pinakothek der Moderne, Sammlung Moderne Kunst 21.07.2020 – 17.01.2021
von Jolanda Drexler
In der hochkomprimierten Sammlungsschau über Astrid Klein in der Pinakothek der Moderne kann der Besucher wieder das genaue Hinschauen lernen – ganz im Sinne der medienkritischen Künstlerin: „Bilder sind bedeutungslos geworden, die Bildwahrnehmung ist hochnervös. Niemand lernt mehr den Blick zu fixieren, sich zu konzentrieren“ (nach Hajo Schiff, Kunstforum International, Band 254). Aus Anlass des maßgeblich durch die Michael & Eleonore Stoffel Stiftung geförderten Erwerbs von fünf Werken der Künstlerin hat die scheidende Hauptkuratorin Corinna Thierolf diese Ausstellung zusammengestellt, die sich auf einen Raum beschränkt, erweitert um eine riesige Spiegel-Installation im Treppenaufgang.
Astrid Klein, die 1951 in Köln geboren und an der dortigen Fachhochschule für Kunst und Design 1973 – 1977 ausgebildet wurde, lehrte 1993 – 2017 als ordentliche Professorin an der Leipziger Kunsthochschule. Schon seit 1977 verschafft sie sich mit ihren großformatigen Fotocollagen Aufmerksamkeit – dennoch setzen ihre großen Überblicksschauen erst 2018 in Hamburg und 2019 in Berlin ein.
Die Motive für ihre Fotoarbeiten, die sie aus Zeitungen, Klatschmagazinen und Fotoromanen abfotografiert hat, rastert, montiert und collagiert Klein solange, bis ein eigener Bildzusammenhang entstanden ist. Charakteristisch für die zumeist extrem vergrößerten Abzüge ist die Kombination von Bild und Schrift. Wobei die prägnanten, aus literarischen und philosophischen Schriften stammenden Textpassagen keineswegs die Darstellung eindeutig erklären, sondern vielmehr in einer weiteren Sinnebene Mehrdeutigkeit provozieren. Damit intendiert die Künstlerin einen Denkraum zwischen dem Bild und dem Betrachter – eines ihrer zentralen Anliegen. So wird sie auch…