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Ausstellungen: München · von Heinz Schütz · S. 292 - 293
Ausstellungen: München ,

München
And the FORESTs Will Echo With Laughter …

Wald ohne Bäume in Kunst und Wissenschaft
ERES-Stiftung 27.06.2020 – 27.03.2021

von Heinz Schütz

Der Wald besteht vor allem aus Bäumen und doch ist er nicht nur ein Pflanzenraum, sondern auch ein hoch aufgeladener Bedeutungsraum. Er erweist sich als biologisches und ökologisches, als ökonomisches, politisches und kulturelles Phänomen. Er ist eingebettet in ein Geflecht aus Mythen und Projektionen. Als Gegenwelt zur Zivilisation steht er für das ungezähmte Wilde, als künstlich angelegter Forst wird er zum Nutzholz. Märchen sehen ihn ihm einen Ort der Finsternis und Bedrohung, spirituelle Praktiker einen eremitischen Ort der Erlösung. Jägern dient er als Jagdgrund, Romantikern als verklärter Sehnsuchtshort. Er ist Erholungs-, Freizeit- und Abenteuerraum und das letzte Reservat für indigene Völker. Inzwischen werden Bücher zu Bestsellern, die, wie um zu beweisen, dass Bäume die besseren Menschen sind, den Wald zum sorgenden Gemeinwesen erklären. Eine Bedeutung sticht heute besonders hervor: der Wald als Bio-Rettungsanker, als Sauerstoffreservat und Dekarbonisierungsmaschine. Neben Sauerstoff produziert der Wald auch mit Hoffnungen und Ängsten angereicherte Gefühle.

In „And the FORESTs will echo with laughter …“ wird der Wald mit einer Kunstausstellung und wissenschaftlichen Vortragsreihe multiperspektivisch beleuchtet. Der Geobotaniker Hansjörg Küster verweist dabei auf eine historisch-politische Wald-Dimension. Im Rekurs auf die Schlacht im Teutoburger Wald als nationaler Urszene – die Germanen besiegten damals die römischen Legionen – wird im 19. Jahrhundert der von Dichtern und Künstlern verklärte Wald als Deutscher Wald zum Nationalmythos. Er wirkt hinein in die grenznahen Aufforstungen zur Abwehr Frankreichs, in die nationalsozialistische Volk-und-Wald- und Blut-und-Boden-Ideologie…

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