Kroatien
Igor Grubić
Traces of Disappearing in three Acts
Kommissar: Ministerium für Kultur
Kuratorin: Katerina Gregos
Ort: Calle Corner, S. Croce 2258
Spuren des Verschwindens nennt Igor Grubić (geb. 1969) seine Ausstellung im kroatischen Pavillon. Sie besteht aus drei Foto-Essays und einem Animationsfilm. Alle Arbeiten kreisen um die Entwicklung Kroatiens nach dem Ende des Jugoslawienkriegs, um den Übergang vom Sozialismus zum Kapitalismus, von der zentralen und staatlich gesteuerten zur freien Marktwirtschaft. Ivan Grubić ist ein stiller, aufmerksamer und zurückhaltender Beobachter. Dreizehn Jahre lang hat er an diesem Projekt gearbeitet, und was er jetzt in Venedig präsentiert, sind weder medientaugliche „Schlüsselbilder“ noch plakative „Vorher-Nachher“-Dokumente.
Die Aufnahmen der Serie Wild House zeigen Behausungen von Menschen, die in der neuen, kapitalistischen Gesellschaft keinen Platz gefunden haben. Jetzt leben sie in provisorischen Unterkünften, errichtet auf noch nicht erschlossenem und vermarktetem Gelände. Die Existenz in diesem urbanen Niemandsland ist prekär und bedroht, die nächsten Wohnblocks stehen bereits in Sichtweite. Immer wieder aufgesucht und über die Jahre begleitet hat Grubić einen Obdachlosen, den er den „armen König“ nennt und dessen ebenso praktische wie kreative Fähigkeit, sich mit den geringsten Mitteln an die Situation anzupassen und seinen Lebensraum zu gestalten, er bewundert. Porträtiert hat er ihn nicht. Indem er dem Ausstellungsbesucher das „Gesicht“ hinter dieser wahren Geschichte vorenthält, erschließt Grubić die Bilder für eine weiter gefasste, allgemeingültige Lesart. Dies gilt auch für die beiden anderen Fotoserien über die Auswirkungen der globalen, freien Marktwirtschaft.
Auf seinen Gängen durch Zagreb registriert der Künstler die schleichenden Veränderungen: Alte Werksstätten werden zu Cafés; in Spezialläden für Bettüberwürfe…