Düsseldorf
Lutz Mommartz
mommartzfilm 1964–2020. Premiere & Werkschau Zeitschleifen
Kunsthalle Düsseldorf 21.11.2020–25.04.2021
von Georg Imdahl
Zu gern hätten wir diesem Filmabend beigewohnt. Und die Fahrt der „Eisenbahn“ miterlebt: Der junge Künstler hatte den Ausblick aus dem Zugfenster gefilmt und als Loop achtmal nebeneinander projiziert, sodass man sich in einem fahrenden Abteil in einem Waggon wähnte, der den Ausstellungsraum in Bewegung versetzte, um endlos, ziellos eine Flachlandschaft, wohl irgendwo am Niederrhein, zu durchpflügen. Das war im September 1968 in der Kunsthalle Düsseldorf.
„Gegeneinander, nebeneinander, nacheinander und gleichzeitig“ präsentierte Mommartz seinerzeit alle seine bis dato entstandenen Filme, womit die künstlerische Praxis des autodidaktischen Filmemachers umrissen war. Der stand damals noch (bis 1975) als Oberinspektor in Diensten des Düsseldorfer Stadtbauamts in Diensten, machte aber rasch auf diversen Festivals auf sich aufmerksam. In den frühen 1960ern hatte Mommartz begonnen, mit 8und 16 mm-Film zu spielen, zu experimentieren, um das Genre jenseits seiner fiktionalen oder dokumentarischen Erzählfunktionen auszuloten – er wollte was anderes mit Film, wollte diesen selbst sichtbar machen. Wobei er (die Filmwissenschaftlerin Lara Perski hat daran soeben erinnert) mit der „Eisenbahn“ einerseits auf den klassischen „Phantom Ride“ anspielte, die cineastische Attraktion, wie sie um 1900 das Publikum faszinierte, andererseits auf die Brüder Lumière und damit auf die Eisenbahn als Chiffre von Fortschritt und Modernismus.
Den richtigen Sinn fürs Setting seiner Arbeiten hatte Mommartz schon früh. Wie inszeniert man eine Ausstellung mit Filmen, die sowieso nicht alle ganz gesehen werden können? Wie lässt sich der Mehrwert einer Ausstellung durch die Präsentation erzielen? Die Frage stellt sich im Kunstkontext regelmäßig…