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Ausstellungen: Salzburg · von Kerstin Stremmel · S. 299 - 301
Ausstellungen: Salzburg ,

Salzburg
Orte des Exils

Museum der Moderne 25.07.– 22.11.2020
von Kerstin Stremmel

Als Else Lasker-Schüler im Jahr 1933 ihre bewährte Berliner Bohème-Umgebung verließ, um in der Schweiz Zuflucht zu suchen, machte ihr die Fremdenpolitik einen Strich durch die Rechnung: Sie war in einem sogenannten Transitland gestrandet, wo Flüchtlingen allenfalls ein kurzfristiger Aufenthalt, aber keine Arbeitserlaubnis gewährt wurde. Zürich erschien der Künstlerin als „ein Kassenschrank aus Asphalt“, bleiben konnte sie nicht. Ihre zunächst imaginierten und später realisierten Reisen nach Palästina, wohin sie 1939 endgültig auswanderte, spiegeln sich in vielen Bildern, darunter phantastische Kreide- und Bleistiftzeichnungen, mit bedruckter Metallfolie verziert. Im Museum der Moderne Salzburg, die mit „Orte des Exils“ die dritte und vorerst letzte Ausstellung über Künstler*innen mit Exil hintergrund vorlegt, ist aber auch eine Szene aus frühen Jahren zu sehen: Der grandiose Zeichner Walter Trier hat die Dichterin 1913 im Café des Westens neben ihrem zweiten Ehemann Herwarth Walden sitzend, liebevoll karikiert.

Von Walter Trier stammt das schöne Plakatmotiv zur Ausstellung, die Rückseite des Erich-Kästner-Buchs „Der kleine Grenzverkehr oder Georg und die Zwischenfälle“, entstanden 1937, als Kästner und Trier sich in Salzburg ein letztes Mal persönlich trafen. Im Buch – eine Verwechslungskomödie vor der romantischen Kulisse der Barockstadt – setzt Kästner dem Freund und Zeichner ein Denkmal und beschreibt warmherzig seine Arbeitsbesessenheit und seinen lakonischen Humor. Bereits 1929 war Triers ikonisches Kinderbuchcover zu „Emil und die Detektive“ erschienen, das Robert Gernhardt mit seinem bedrohlich leeren, sonnenbeschienenen Platz an Giorgio de Chirico denken ließ. Kästner blieb in Deutschland, wo seine Bücher verbrannt wurden, Trier…

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von Kerstin Stremmel

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