„Sexueller Missbrauch ist weiterhin ein Thema“
Ein Gespräch von Carmela Thiele mit der Künstlerin, Kunstprofessorin und Gleichstellungsbeauftragen Ulla von Brandenburg
Ulla von Brandenburg lebt und arbeitet in der Nähe von Paris und lehrt seit 2016 in Karlsruhe an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste (AdBK). Der Erfolg der 1974 geborenen Künstlerin beruht auf einem Werk, das die Mittel und Verfahren des Theaters an den Mitteln der Malerei und der Skulptur bricht. Zuletzt wurde es u. a. in Einzelausstellungen im Pariser Palais de Tokyo, in der Whitechapel Gallery, London und im Kirchner Cultural Center, Buenos Aires gezeigt. Darüber hinaus engagiert sich die Kunstprofessorin seit 2016 als Gleichstellungsbeauftragte der AdBK. Im Herbst 2022 fand dort das Symposion Talking back. Diskriminierung entgegenwirken statt, das von der Tutorin der Gleichstellungstelle Ninya Lehrheuer und der Kunsthistorikerin Carolin Heel organisiert wurde. Ulla von Brandenburg fungierte als Schirmherrin. Wir sprechen über Machtstrukturen an Kunstakademien, Sexismus und mangelnde Gender-Sensibilität.
Carmela Thiele: Ulla von Brandenburg, wie haben sich die Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe in den letzten Jahren verändert?
Ulla von Brandenburg: Dank MeToo gibt es mehr Bewusstsein für Machtmissbrauch, sexuelle Diskriminierung und Gewalt gegenüber Frauen, auch gegenüber LGBT-Menschen. Und wir sprechen hier nicht nur von Kunstakademien, sondern von der ganzen Gesellschaft, es durchzieht alle sozialen Schichten. Seit MeToo gibt es aber auch einen generellen Unmut von Seiten der Studierenden zu beobachten, der von ihrer stark empfundenen Machtlosigkeit herrührt.
Die Strukturen in den meisten deutschen Akademien sind nicht mehr zeitgemäß.
Die Kunstakademie Karlsruhe ist, wie die…