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Ausstellungen: Venedig · von Ann-Katrin Günzel · S. 275 - 277
Ausstellungen: Venedig ,

Venedig
Warren Neidich

Rumor to Delusion
Zuecca Project Space 10.05. – 30.11.2019

von Ann-Katrin Günzel

Instagram – BOT – Comet Ping Pong – Edgar Welch – Pizzagate – Twitter – 4chan – James Alefantis … all diese Namen und Begriffe leuchten im Halbdunkel des zentralen Ausstellungsraums des Zuecca Project Space in Venedig auf und verdichten sich zu einem unentwirrbaren Knäuel an Informationen. Der amerikanische post-Konzeptkünstler, Theoretiker und Neurowissenschaftler Warren Neidich (* 1958) beschäftigt sich in seiner künstlerischen Praxis analytisch und zugleich kritisch mit den Bedingungen der menschlichen Wahrnehmung. Dabei untersucht er, welchen Einfluss das Internet und neue Technologien, veränderte Kommunikationsmedien und -modalitäten sowie dadurch bedingt veränderte Rezeptionsmuster auf die materiellen Zustände des Gehirns haben. Die täglich aus aller Welt ununterbrochen, schnell und wiederholt als visuelle Zeichen simultan auf uns eintreffenden Meldungen und Berichte nehmen unser Bewußtsein direkt in Beschlag und lassen Relevanz, Tragweite und Substanz der einzelnen Meldungen dabei ebenso verschwimmen, wie deren Glaubwürdigkeit und Seriosität. Da unsere zeitgenössische Informations- und Kommunikationskultur vor allem das Visuelle betont, basiert auch unsere Wahrnehmung fast ausschließlich auf Bildern, was zur Folge hat, dass das Auge die menschliche Wahrnehmung in einer nie dagewesenen Weise dominiert. Aufgrund der veränderten Wahrnehmungsbedingungen verändern sich auch die psychischen und physischen Rezeptionsmechanismen der Menschen. Wenn das Gehirn in seiner Struktur einer permanenten Konditionierung unterliegt, die sich der Veränderung der Umwelt bzw. des Umfeldes anpasst, kann es, so Neidichs Analyse, über den „Prozess der umweltgesteuerten Neuromodulation“ gelenkt werden. Das bedeutet, dass manipulierte oder erfundene Nachrichten, sog. Fake News uns genauso ungefiltert als Wahrheit…

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von Ann-Katrin Günzel

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