Wien
Antarktika.
Eine Ausstellung über Entfremdung
Kunsthalle Wien 25.10.2018 – 17.02.2019
von Petra Noll-Hammerstiel
Die Ausstellung „Antarktika“, kuratiert von Vanessa Joan Müller und (noch) Kunsthallendirektor Nicolaus Schafhausen, beschäftigt sich mit dem Begriff Entfremdung anhand meist jüngerer internationaler Positionen der Gegenwart mit Arbeiten in den Medien Fotografie und Video. Die Kälte von Antarktika, dem fast völlig von Eis bedeckten Kontinent in der Antarktis, dient als Metapher für die Entfremdung des Menschen von der Welt und von sich selbst. Die Ausstellung untersucht diesen Zustand im Heute. Die Philosophin Rahel Jaeggi, zitiert in einem Text zum begleitenden Symposium, definiert: „Das eigene Leben leben bedeutet, sich mit sich selbst und der Welt in gewisser Weise zu identifizieren“ und „sich die Welt“ aneignen zu können. Entfremdung dagegen bedeute sowohl eine Unfähigkeit, sich die Welt anzueignen als auch eine Trennung zwischen der Welt und sich selbst. Stimulus für die Ausstellung war auch eine Notiz aus den 1960er-Jahren von Regisseur Michelangelo Antonioni, bei dem Einsamkeit und Entfremdung beherrschende Themen waren, zu einem nie realisierten Film: „Die Gletscher der Antarktis rücken jährlich drei Millimeter auf uns zu. Ausrechnen, wann sie ankommen. In einem Film vorhersehen, was dann passieren wird.“
Als erster wies 1944 Theodor W. Adorno darauf hin, dass Entfremdung die Quelle für jeden künstlerischen Genuss sei. Ohne Entfremdung gäbe es keine Kunst und wiederum verhindere nur diese die totale Entfremdung. Und auch der Kunsttheoretiker Arnold Hauser hat 1958 Kunst als eine Waffe der Entfremdung bei gleichzeitiger Befriedigung einer tief in uns verwurzelten Sehnsucht nach einem fremden Ich definiert (aus: Hannes König,…