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Ausstellungen: Berlin · von Stephanie Jaeckel · S. 261 - 262
Ausstellungen: Berlin ,

Berlin
Der zweite Blick – Spielarten der Liebe

Bode-Museum Berlin seit September 2019
von Stephanie Jaeckel

Zärtlichkeiten unter Soldaten, schwule Künstler und Sammler, weibliche Liebschaften, Transgender – wer dem ersten der fünf neu gesteckten Rundgänge durch das Bode-Museum folgt, wird sich die Augen reiben. Doch fokussieren „Spielarten der Liebe“ weniger Schlüpfriges, als Spiegelungen eines politischen Themas in jahrhundertealter weltlicher und vor allem christlicher Kunst. Liebe, so der Tenor, ist und war nie bloß eine Privatangelegenheit, Sexualität zudem eine zutiefst kreatürliche Möglichkeit, Zuneigung zwischen zwei oder mehr Individuen zu zeigen.

„Der wissenschaftliche Hintergrund des Rundgangs ist uns besonders wichtig,“ betont die Kuratorin María López-Fanjul y Diez del Corral. Sie hat das Konzept zusammen mit Julien Chapuis, dem Direktor des Bodemuseums, entwickelt, um, wie sie sagt, „mit aktuellen Themen das Haus einem größeren Publikum zu öffnen. Wir wollen auf keinen Fall unsere Seriosität verspielen oder uns anbiedern. Geschlechteridentität ist keine Freizeitbeschäftigung, sie betrifft das Innerste des menschlichen Wesens.“

Eines der ersten Highlights zeigt, was es mit dem „Zweiten Blick“ auf sich hat. Auf der Route „In Liebe und Krieg“, die der Darstellung des heroischen Soldaten folgt, befindet sich eine Elfenbeinschnitzerei aus dem 10. Jahrhundert, die an den gewaltsamen Tod der 40 Krieger von Sebaste erinnert. Zu sehen ist zunächst einmal hochkarätige Schnitzkunst: Auf einer knapp 18 auf 13 Zentimeter großen Tafel sind 40 halbnackte Männer, Gottvater auf dem Himmelsthron sowie sechs zu seinen Füßen kniende Engel dargestellt. Die Geschichte ist schnell erzählt. 40 Soldaten, die sich in früher Zeit zum Christentum bekennen, werden als Staatsfeinde zum…

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von Stephanie Jaeckel

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