Berlin
Fragile Times
Galerie im Körnerpark 04.07.– 25.10.2020
von Ingo Arend
Hitzewelle in Sibirien, die Insekten auf der Welt sterben aus, der deutsche Wald im Dürre-Stress. Kein Tag vergeht, der uns nicht vor Augen führt, dass das Verhältnis der Zivilisation zur Natur mehr als nur aus den Fugen geraten ist. Zwar sollen die Deutschen inzwischen nur noch halb so viel Restmüll entsorgen wie 1985. Trotzdem scheint die Öko-Lage immer katastrophaler zu werden. Kann da ausgerechnet die friedliebende Kunst einen Ausweg aus einer tödlichen Mesalliance weisen?
Wie sich die Gattungsfrage ökologisches Überleben in den Künsten spiegelt, gehört zu den derzeit spannendsten und drängendsten Themen. Man fragt sich, warum es nicht längst eine „grüne“ documenta gab, gibt. „Fragile Times“ nennt die Galerie im Körnerpark, einer der zwei (!) Kommunalen Galerien des Berliner Bezirks Neukölln, die jüngste Schau zu dem Thema. Sie beweist, dass es keiner gewaltigen Biennale bedarf, um ein fundamental gestörtes Verhältnis gewinnbringend auszuleuchten. Zum Glück verfällt sie nicht in den Alarmismus, der die Beschäftigung mit dem Trendthema Ökologie seit jeher auszeichnet.
Vor ein paar Jahrzehnten glaubte der Plakatkünstler Klaus Staeck das Problem den Wohlstandbürgern noch mit dem visuellen Meißel einhämmern zu müssen. „Saures Fest“ nannte der aktivistische Grafiker 1983 ein Werk, das pünktlich zu Weihnachten vom damals durch „Sauren Regen“ zerstörte Tannen als expressionistische Skelette zeigte. Das Gefühl von Bedrohung blenden die neun Künstler*innen nicht aus, die die Kurator:innen Dorothee Bienert und Kati Kivinen versammelt haben. In der Regel kommt es aber eher als subtiles, raffiniert verschlüsseltes Hintergrundgrauen daher.
In Felipe de Ávila Francos Skulptur…