Kosovo
Alban Muja
Family Album
Kommissarin: Arta Agani
Kurator: Vincent Honoré
Ort: Arsenale
Bislang hat sich Alban Muja (geb. 1980) vor allem mit den jüngeren politischen, ökonomischen und sozialen Veränderungen in seinem Heimatland Kosovo und in der Balkanregion beschäftigt, niemals jedoch mit der traumatischen Kriegszeit. Zwanzig Jahre nach dem Ende des Kosovokriegs wagt der Künstler erstmals eine Annäherung an dieses Thema.
Muja geht es nicht um eine „Aufarbeitung“ der Geschehnisse. Ihn interessiert vielmehr die Frage, wie kollektive Traumata und Schmerzen verarbeitet werden. „Familienalbum“ ist der Titel seiner dreiteiligen Videoinstallation, deren Ausgangspunkt tatsächlich Bilder aus Familienalben sind: drei Fotos, drei Schicksale, drei Geschichten. Ausgewählt hat Muja nicht irgendwelche privaten Bilder, sondern Fotografien professioneller Kriegsreporter. Die in Flüchtlingslagern oder auf Grenzrouten aufgenommenen Fotos wurden damals als erschütternde Dokumente des Krieges weltweit veröffentlicht.
Auf jedem dieser Bilder sind Kinder zu sehen. Alban Muja hat nach diesen Kindern gesucht und die inzwischen Erwachsenen gebeten, vor der Kamera die Geschichte ihres Fotos zu erzählen und zu beschreiben, welche Bedeutung dieses Bild bis heute für ihr Leben hat. Die Videoaufzeichnungen wurden sorgfältig vorbereitet und von Psychologen begleitet.
Da ist dieser kleine Junge, der von Menschen in einem Flüchtlingslager durch einen Stacheldrahtzaun gehoben wird. Da ist dieser weinende Mann, der die winzigen Passfotos seiner Kinder umklammert hält – das Einzige, was ihm noch von ihnen geblieben ist. Da ist dieser in eine weiße Decke gehüllte Säugling, den seine Mutter während eines endlosen Marschs in eisiger Kälte stillt. Keines dieser Bilder ist in der Ausstellung zu sehen. Sie entstehen alleine im Kopf des Zuhörers. (Später…