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Titel: 58. Biennale Venedig - Länderbeiträge Giardini · von Sabine B. Vogel · S. 300 - 301
Titel: 58. Biennale Venedig - Länderbeiträge Giardini ,

Polen

Roman Stańczak

Flight
Kommissarin: Hanna Wroblewska
Kuratoren: Łukasz Mojsak, Łukasz Ronduda
Ort: Giardini

Im polnischen Pavillon ist ein Flugzeug gelandet. Allerdings befinden sich die Passagiersessel unten auf der Außenseite und die gesamte Elektronik ist zerfetzt und nach außen gestülpt. Roman Stańczak (1969, Polen) zeigt uns das Innere nach außen gekehrt – das würde Hoffnung geben, wird er im Pressetext zitiert. Es habe eine spirituelle Dimension als „Vorbereitung auf den Tod“, „eine Passage zur anderen Seite“, ein Weg zur „Essenz der Dinge“, aber auch „ein Symbol, um die geteilte Gesellschaft zu vereinigen, indem der Konflikt zwischen Moderne und Spiritualität angesprochen wird“. Das Flugzeug zeige, wie die Vernichtung einer dieser Pole zur Ausbreitung der anderen führe.

Diese spirituelle Ebene überrascht zunächst, liegt aber wohl in der Biographie des Künstlers begründet: Ab den frühen 1990er Jahren deformierte Stańczak Alltagsobjekte, um unsere Vorstellung der Dinge herauszufordern. 1996 zog er sich dann völlig aus dem Kunstbetrieb zurück, restaurierte fortan religiöse Kirchenskulpturen und beschränkte sich auf Zeichnungen und ein Tagebuch. 2013 traf er seinen Künstlerkollegen Pawel Althammer, der ihm einen Auftrag für eine Engel-Skulptur in einem Warschauer Park gab. Jetzt vertritt Stańczak sein Land in Venedig. Er entschied sich für ein kleines Privatflugzeug, dass nur den sogenannten 1 % der Bevölkerung, den Gewinnern des Kapitalismus, zur Verfügung steht. Das Flugzeug gilt als zentrales Transportmittel unserer Zeit, ist hier aber dysfunktional und negiert jeden Gedanken an Sicherheit. Es kann als Metapher für unsere Welt gelesen werden. Die Vermutung, dass auch ein Bezug zur seit 2015 herrschenden, reakti-onär-autoritären Politik Polens besteht,…

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