Schaffhausen
Yves Netzhammer
Biografische Versprecher
Museum zu Allerheiligen 28.09.2018 – 17.02.2019
von Max Glauner
Es war einmal eine Stadt am Rhein. Stolze Altstadthäuser, der Mohrenbrunnen und ein mächtiges Spinnereigebäude zeugen noch heute vom Wirtschaftssinn Wohlstand ihrer Bürger. Einer kam, als die Textilindustrie darniederlag, auf die findige Idee, Kunst in die alte Spinnerei zu holen und versammelte die Werke eines Bruce Nauman, Carl Andre, Mario Merz, Sol LeWitt, Robert Ryman, Robert Mangold, Donald Judd, und – Joseph Beuys. Zwei Jahre vor seinem Tod baute der Meister 1984 eines seiner Hauptwerke „Das Kapital Raum 1970 – 1977“ in einen acht Meter hohen Raum. Man brach dafür eine Decke heraus. Spektakulär. Doch auch dieser Traum hatte ein Ende. 2014 entschied ein Gericht des Städtchens, „Das Kapital“ müsse kapitalisiert werden. Die klagenden Eigentümer seien auszuzahlen, worauf dutzende Objekte, Schiefertafeln, Filmprojektoren, Wannen und ein Flügel nach Berlin verkauft wurden. Dort sind sie seit 2016 im Hamburger Bahnhof Museum für Gegenwart vorzüglich platziert. Die Sammlung der einst gerühmten „Hallen für Neue Kunst“ hingegen zog flussaufwärts nach Basel und ward bisher nicht wiedergesehen.
Ein Märchen? Eine Posse aus der Schweizer Provinz, die ihr „Kapital“ verzockt? Sicherlich. Doch viel grundsätzlicher, da der Ratio und schnellen Erklärungen entzogen, zeigt sich hier ein sozietäres Stottern, ein Versprechen, als eine Zusicherung und ein Versagen gleichermaßen.
Der Künstler Yves Netzhammer wuchs in diesem Märchenstädtchen Schaffhausen auf. Nun ist er kurz in seine Geburtsstadt zurückgekehrt und bespielt ausgewählte Orte des Museums zu Allerheiligen, das im einst mächtigen Benediktinerkloster die kantonalen Sammlungen zu Natur, Kunst und Geschichte präsentiert. Auch…