Hannover
Albert Oehlen / Carroll Dunham
Bäume / Trees
Sprengel Museum Hannover 13.06.– 18.10.2020
von Rainer Unruh
Man muss Albert Oehlen (Jahrgang 1954) dankbar sein. Für die vielen großartigen Bilder, die von ihm in Hannover zu sehen sind. Aber auch dafür, dass er offen ausspricht, was vermutlich so mancher Besucher der Ausstellung im Sprengel Museum ebenfalls denkt: „Ich stelle mir gerade vor, dass ich reinkomme und gar nicht bemerke, dass das alles Bäume sind, sondern einfach nur Gemälde sehe.“
Auch beim New Yorker Künstler Carroll Dunham (Jahrgang 1949), Vater der Schauspielerin und Feminismus-Ikone Lena Dunham („Girls“), kann man sich nur schwer vorstellen, dass er nachts in den Central Park geht und Bäume umarmt. Naturmystik ist ihm so fremd wie Albert Oehlen, mit dem er erstmals gemeinsam ausstellt. Er sagt im selben Gespräch, das im Katalog abgedruckt ist, er habe mit dem Malen von Bäumen angefangen, weil das vielleicht „beknackt genug“ sei, um interessant zu sein.
Sieht man also in Hannover, der zweiten Station der Ausstellung nach Düsseldorf, die Bäume vor lauter Kunst nicht mehr? Ganz so dramatisch ist es dann doch nicht. Die Bilder sind ausgesprochen klug gehängt: Links Dunham, rechts Oehlen und in der Mitte immer wieder überraschende Zusammenstellungen von Werken beider Künstler, die ihr Thema sehr unterschiedlich angehen. Ende der achtziger Jahre entdeckt Albert Oehlen den Baum als Sujet. Man spürt in den acht großformatigen „Bäume“-Radierungen (1989) das Interesse an den Verzweigungen von Ästen, die immer wieder über das schmale Hochformat hinausdrängen. Und man denkt unwillkürlich an Georg Baselitz, der in den 14…