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Relektüren · von Rainer Metzger · S. 330 - 331
Relektüren ,

Relektüren
Folge 57

Rainer Metzger

„Im Keller hat man Warhol en gros. Den Vogel schießt eine Wand ab, in der sich der ‚Triple Elvis‘ von 1963, für sich selber durchaus eine Trouvaille, das Feld teilt mit einem Tondo rechts (mit Marilyn) und einem Tondo links (mit Jackie), so dass sich ein Triptychon im Triptychon ergibt, das perfekte Altarschema in Hoch Zwei, wie sich Kevin Normalverbraucher das immer schon vorgestellt hat. Dass von Baselitz zu Polke zu Nauman zu Hirst ohnedies nur die Unvermeidlichkeiten des Kanons vertreten sind, gehört zur Logik des, mit Harry Frankfurt, ‚wenig Ahnung haben‘.

Mein Lieblingsbullshit in Sachen Herzeigen einer Privatsammlung war bisher ein gewisses Eck bei Beyeler in Riehen. Da hängt ein Seerosenteich von Monet und daneben hängt ein Panoramafenster, das sich nach draußen öffnet auf – einen Seerosenteich. Nun aber gibt es die Sammlung Brandhorst. Dass sich die Kollektion ein umfängliches Spätwerk von Cy Twombly hat andrehen lassen, ist das eine. Dass die Präsentation der ‚Untitled (Roses)‘ getauften Monumentalfolge aber von Gedichten begleitet wird, ist das andere. An die Wand gemalt sind also Lyrikzeilen, in denen das Wort ‚Rose‘ vorkommt, von der Bachmann und dem Rilke, dem Eliot und der Dickinson. Warum nicht auch eine von Rose Ausländer? Im letzten Raum gibt es dann noch einen Erguss vom Meister selber, ein informeller Maler ist allemal gut für eine malerische Formulierung.“

Anfang 2010 ist das geschrieben worden. Es stammt vom Verfasser dieser Relektüre, dem dieses Selbstzitat erlaubt sei, weil das Werk, um das es diesmal gehen soll, weniger der Theorie…

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